Schlagwort: Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung als Ziel | Die Garantie zum Unglücklich sein

Das Selbst entwickelt sich ausschließlich im Dienst am Anderen. Der Andere sind Menschen, das Andere sind Fähigkeiten.

Menschen

Der Dienst am Menschen macht glücklich. Das gilt nicht nur für Ärzte, Krankenschwestern und Polizisten (sofern das Betriebs-System funktioniert). Es gilt auch für Handwerker, Architekten und Buchhalter. Immer dann, wenn Sie anderen das Leben leichter machen, geht es Ihnen besser.

Fähigkeiten

Der Dienst an der Sache macht glücklich. Das gilt nicht nur für Musiker, die ihre Fähigkeiten am Instrument ausbauen. Es gilt auch für Sportler, Fotografen, Programmierer und Zahnmediziner. Immer dann, wenn Sie im Tun besser werden und damit mehr Wirksamkeit erreichen, geht es Ihnen besser.

Wirklichkeit entsteht durch Tun

Selbstverwirklichung ist die Folge unseres Handelns. Sie darf niemals Ziel unseres Handelns werden. Ohne Sinn gibt es keine Wirklichkeit und somit auch keine Verwirklichung. Den Sinn finden wir nur außerhalb unseres Selbst – im Anderen. Durch unser Tun entsteht Wirklichkeit, die auch unser Selbst umfasst. Denken wir Sinn als Transzendenz, also das Überschreiten des Selbst, so ist der Sinn immer größer als wir, gleich wie klein oder groß unser Tun – unser Beitrag – ist.

Den Sinn des Lebens entdecken wir nur außerhalb unseres Selbst. Das Starren auf mein Ich – mein Ego – ist der Beginn einer Abwärtsfahrt auf einer abgrundtiefen Endlosschleife, die zum Nichts führt. Salopp gesagt: das Selbst wird gerne überschätzt, so viel gibt es da nicht zu finden.

Lösungen

  1. Fest im Leben stehen
  2. Anderen Menschen eine Freude sein
  3. Seine praktischen Fähigkeiten verbessern

Meine Empfehlungen für Arbeitgeber

Schaffen Sie reibungsarme Systeme, in denen jeder Mitarbeiter wirksam sein kann und seinen Anteil am Gesamtergebnis unmittelbar wahrnehmen kann. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter darin, im Tun besser zu werden – und lassen Sie die Finger von Psychoquark jeder Art (Teambuildung, 360-Grad Feedback usw.)

Meine Empfehlungen insbesondere für junge Menschen

Werden Sie hellhörig, wenn Ihnen jemand Selbstverwirklichung verspricht – insbesondere wenn dieses Versprechen zur Selbstverwirklichung kombiniert ist mit Weltrettungsanliegen (Klima, Natur, Gerechtigkeit). Meist sind diese Versprechen auch verbunden mit einer schlechten Entlohnung („Du tust es für die gute Sache“).

Bestehen Sie auf einem guten Gehalt. Für dieses gute Gehalt arbeiten Sie hart, Sie widmen sich den Menschen (Kunden, Kollegen und der Chef sind auch Menschen) und Sie verbessern Ihre Fähigkeiten. Die Folge ist Selbstverwirklichung und ein gutes Lebensgefühl. Versprochen!

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz

Neoliberalismus – Fatale Folgen I – Die große Joblüge

Früher war es einfach. Man lernte einen Beruf, diesen übte man aus, davon betrieb man Fürsorge und Vorsorge für seine Familie und gut war es. Glücklich schätzte sich, wer seine Berufung fand und diese mit seinem Beruf verbinden konnte. Doch Glück war nicht Teil des Arbeitsvertrages. Glück war Privatsache.

Beruf definiert sich als auf Dauer angelegte Tätigkeit, deren Bezahlung über die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse hinaus soziale Teilhabe und ein Leben in Würde ermöglicht.

Sogar Bundeskanzler ist ein Job

Seit den 80er-Jahren wurde aus dem Beruf der Job. Sogar unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach eigenen Angaben einen tollen Job.

Job definiert sich als zeitlich begrenzte unqualifizierte Tätigkeit, die vorübergehend der Existenzsicherung dient. Das hat unsere Bundeskanzlerin sicher nicht gemeint.

Ganz im Zeitgeist verspricht der Job Selbstverwirklichung. Viele Menschen erwarten heute, Freude im Job zu empfinden. Und im Job kulminiert das Versprechen, dass man diesen nicht auf ewig ausüben muss, sich stets was Besseres suchen kann und nicht an den Arbeitgeber gebunden ist.

Tolle Gefühle als Bezahlung

Und genau hier beginnt der große Irrtum. Statt einem auf Dauer angelegten Arbeitsverhältnis und einer anständigen Bezahlung in Euro bezahlen Arbeitgeber mit Gefühlen und großen Versprechen. „Dich erwartet ein tolles Team, Du hast Spaß und Du kannst Dich selbst in Projekten verwirklichen“. Das klingt toll, oder?

Zumindest für die Arbeitgeber – öffentliche ebenso wie private – ist es toll. Denn sie sparen sich einen Haufen Geld und gehen mit Zeitverträgen kein Risiko ein. Und wenn der Arbeitnehmer nicht glücklich ist? Selber schuld, dann performt er eben nicht optimal und sollte an sich arbeiten.

Die Abwärtsspirale der Entwürdigung

Zum Verständnis: wer einen Job verrichtet, gerät in den Abwärtsstrudel der Entwürdigung. In dem Maße, wie der Beruf und die Arbeit zum Job verzwergt werden, verzwergt man selbst. Man verliert seine Würde und damit sich selbst, ergibt sich fatalistisch dem Zeitgeist und lässt sich von Glücks-Surrogaten vollstopfen.

Die Krönung dieses Wahnsinns ist das bedingungslose Grundeinkommen. Dann müssen Unternehmen gar keine Löhne und Gehälter mehr bezahlen. Denn der Staat zahlt das Gehalt.

Jobs sparen Kosten

Damit das klar ist: Jobs, Selbstverwirklichung, Freude an der Arbeit, Flexibilität und Ungebundenheit sind neoliberale Erfindungen, um KOSTEN ZU SPAREN.

Natürlich kann man sich empören über die Arbeitsbedingungen im Logistikgewerbe (z.B. Paketzusteller), doch wirklich empörend sind häufig Arbeitsbedingungen in Bildungs- und Kultureinrichtungen, die – wenn überhaupt – schlecht bezahlte befristete oder Teilzeitverträge anbieten oder gleich entwürdigende Honorarverträge, natürlich immer verbunden mit dem Versprechen, man würde in irgendeiner Art und Weise die Welt retten (z.B. die Natur, das Klima, die Kultur, die Armut, die „Menchen“).

Meine Empfehlungen für Arbeitgeber

Finden Sie Arbeitnehmer, die eine solide Ausbildung genossen und abgeschlossen haben. Sagen Sie Ihren Arbeitnehmern, worum es geht: harte Arbeit für das Unternehmen, damit es allen im Betrieb gut geht und anständige Gehälter bezahlt werden können. Weisen Sie darauf hin, dass im Arbeitsvertrag kein Glücksversprechen enthalten ist. Glück ist Privatsache. Berücksichtigen Sie die Natur Ihrer Arbeitnehmer. Es gibt ebenso hochproduktive Eigenbrötler wie hochproduktive Gemeinschaftstiere. Zwängen Sie keinen in ein Zwangskorsett, z.B. in Teams. Bieten Sie Arbeitsverträge auf Dauer an und realistische Entwicklungsmöglichkeiten.

Meine Empfehlungen insbesondere für junge Menschen

Wählen Sie eine Ausbildung, die Ihnen leicht fällt. Vergessen Sie Freude oder Weltrettungsmotive jeder Art als Motiv für Ihre Berufswahl. Die Freude stellt sich automatisch mit dem Erfolg im Beruf ein. Und erfolgreich werden Sie sein, wenn es Ihnen leicht fällt. Bestehen Sie auf einer anständigen Bezahlung, und zwar vom ersten Tag an. Das einzige was am Ende des Tages zählt, ist das Geld für ein anständiges Leben. Seien Sie bereit, hart zu arbeiten – gleich ob als Arbeitnehmer oder als Freiberufler.

Finden Sie Ihr Glück im Privaten, z.B. in der Familie. Sie ist der einzige Platz, an dem Sie grundlos und umfassend geliebt werden. Und bitte: hüten Sie sich vor Weltrettungsversprechen, retten Sie ihre eigene Haut und die ihrer Familie. Sie werden es merken – das ist der Sinn des Lebens.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz