In Klausur gehen bedeutet dreierlei. In sich gehen, auf den anderen zugehen und sich öffen – sich selbst gegenüber und den anderen gegenüber.
Nichts ist so effektiv wie ein offener, furchtfreier und von Respekt getragener Dialog unter Freien und Gleichen. Im zersplitterten und gehetzten Alltag riskieren viele Menschen reflexartig nach festen Mustern zu agieren; eingezwängt in die eigenen Interessen, in Hierarchien und der normativen Kraft des Faktischen.
In einer Klausur kann gelingen, was wirklich wertvoll ist: Raum und Zeit schaffen, um das Wichtige vom Dringenden zu trennen und sich konzentriert einer Sache zu widmen.
Ich arbeite gerne mit dem Bild der “Rose der Verschwiegenheit”. In vielen Klöstern und Exerzitienhäusern hängen über dem Türstock der Klausurräume Gipsrosetten in Form einer Rose. Wer unter dieser Rose den Raum betritt, redet klar und offen – wer unter ihr wieder den Raum verlässt, lässt das Gesagte im Raum. – Stefan Theßenvitz