Kategorie: Nachhaltig wirtschaften

Über den Autor

Stefan Theßenvitz ist seit 1997 freiberuflicher Unternehmensberater, akkreditiert auf Landesebene und Bundesebene. Seine Arbeitsfelder umspannen Innovationen, Marktforschung, Milieuforschung, Marketing, Vertrieb, Dienstleistungsqualität, Öffentlichkeitsarbeit und Nachhaltige Unternehmensführung – für Unternehmen, Ministerien, Verbände, Verbünde, Hochschulen und Institutionen in ganz Deutschland. Er hält Vorträge, Seminare und Workshops und schreibt regelmäßig Essays zu ausgewählten Themen aus der Berufspraxis.

Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
Verlag: Springer, Wiesbaden
Hardcover ISBN: 978-3-658-33756-8
eBook ISBN: 978-3-658-33757-5

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Über das Buch

Dieses Buch beschreibt Nachhaltigkeit als Prinzip der gesunden Bewirtschaftung – dem einzigen ökonomischen Prinzip, das dauerhaft funktioniert. Der engagierte Betriebswirt Stefan Theßenvitz umreißt mit seinem leidenschaftlichen, bisweilen auch provokativen Appell an alle gesellschaftlichen Gruppen die Eckpfeiler nachhaltigen Wirtschaftens. Dabei geht es um die gesunde Bewirtschaftung des eigenen “Hauses” (Oikos); Nachhaltigkeit umfasst die Ökonomie und die Ökologie, beides gehört zusammen!

Der Autor liefert kein fertiges Konzept für den Wandel, sondern fordert den Leser auf, sich streitbar mit dem Thema auseinander zu setzen, Position zu beziehen und aktiv zu werden. Theßenvitz liefert ein Mut machendes Plädoyer, das jeden Einzelnen nachdrücklich zum selber Denken und konkreten Handeln auffordert.

Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
Verlag: Springer, Wiesbaden
Hardcover ISBN: 978-3-658-33756-8
eBook ISBN: 978-3-658-33757-5

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Prolog

Nachhaltigkeit ist ein schwieriges Thema, denn es ist in weiten Teilen wider die menschliche Natur. Natürlich sind wir vernunftbegabte Wesen und unser Großhirn ersinnt treffliche Lösungen, zum Beispiel das Fahrrad, die Waschmaschine und die Gewaltenteilung.

Wir Menschen sind zudem triebgesteuert und allzu oft siegt das Verlangen. Allein die Sehnsucht nach dem Shopping und nach der Urlaubsreise an einen sonnigen Strand mitten in der Corona-Situation sind Zeichen für die Dummheit der Masse.

Wir Menschen sind das alles – bedächtig und gierig, klug und dumm, solidarisch und egoistisch. Wir selbst sind es, die wir das menschliche Maß immer wieder zu verlassen suchen und kein Mensch kann je so reich sein, dass alle seine Bedürfnisse je befriedigt werden könnten.

Hier ein Beispiel für die Unendlichkeit unserer Bedürfnisse*: In den späten 1990er Jahren arbeitete ich für ein StartUp am schönen Bodensee. Die Gründer waren sämtlich Ingenieure aus der militärisch geprägten Luftfahrtindustrie mit dem Tornado und dem Eurofighter. Die Ingenieure klagten nach ihren Entlassungen ihre Patente erfolgreich ein und entwickelten nun Lösungen für den zivilen Markt. Da waren tolle Sachen dabei von Messrobotern für die Automotiv-Branche über Fahrradrahmen aus Carbon sowie Planarlautsprecher und vieles mehr. Eines Tages rief der Sultan von Brunei an, der damals reichste Mensch der Erde. Er habe von den deutschen Tüftlern gehört und er wünsche sich das Raumschiff Enterprise – aus der TV-Serie Star Trek – in seinem Palastgarten. Man tüftelte und entwickelte und nach ein paar Monaten Planungsphase beugte man sich gemeinsam über  […]

*Im Marketing spricht man von Bedürfnissen und Bedarf. Bedürfnisse gehen per definitionem gegen unendlich.

Obiger Auszug ist aus dem Buch:

Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
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Die Leerlaufökonomie

Wie eingangs erwähnt hatte ich in den späten 1980er Jahren das Glück, ein Seminar bei Prof. Dr. Volker Stahlmann zu besuchen: Umweltorientierte Unternehmensführung. Unser kleiner Kreis behandelte so exotische – damals weltfremde – Themen wie Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung und wir gingen der Frage nach, welchen Wert man einem Singvogel zumessen könne. Wir waren die letzte Generation an der Hochschule, die die Betriebswirtschaft als eine Sozialwissenschaft beigebracht bekam. Damals kochte in Deutschland der Neoliberalismus hoch mit der absurd dämlichen Trickledown-Ökonomie und die wirklich coolen Socken mit den Ray-Ban-Sonnenbrillen und ihren gesponsorten Alfa Romeos und BMWs stürzten sich auf Finanzierung, auf Controlling und Lean-Management. Meinereiner fuhr Rad, spielte Frisbee im Park und ging gerne in den Bärleinhuter, eine Kneipe in der Nürnberger Altstadt hinter dem Henkersteg. Mehr sage ich jetzt nicht. Wer damals dabei war, weiß, was ich meine, und alle anderen will ich hier nicht langweilen.

So, genug Stories vom Krieg und zurück zu Umweltorientierte Unternehmensführung. Darin ging es auch um die Frage, wie volkswirtschaftlich betrachtet Werte entstehen und Prof. Stahlmann brachte es drastisch plastisch auf den Punkt. Ein Auto dengelt so richtig in die Leitplanke, es sind Verletzungen der Fahrerin und des Beifahrers zu beklagen, das Auto ist hinüber, die Leitplanke auch. Es kommen mit Lalülala die Polizei, die Feuerwehr, der Krankenwagen, der Abschleppwagen und es beginnt das große Aufräumen: Die Insassen ab ins Krankenhaus, der Wagen in die Schrottpresse, die Leitplanke wird ersetzt und nach der Reha der beiden Autopiloten stellen sich wieder Gesundheit und Normalität ein. Dieser Unfall produzierte volkswirtschaftlich betrachtet Wohlstand. Die Ärztinnen und Pfleger hatten gut zu tun, ebenso der Rettungsdienst, die Polizei, die Feuerwehr, die Straßenmeisterei und der Mann an der Schrottpresse. Am Ende kaufen sich die beiden ein neues Auto und alles ist wieder gut. In der Summe ging dieser Unfall als Teil des Bruttoinlandsprodukts in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ein. Deutschland war wieder ein bisschen reicher. Ich dachte mir so beim dritten Bier im Bärleinhuter, wenn wir jetzt alles kaputtmachen und dann wieder neu, dann müssten wir alle unermesslich reich werden. Natürlich ist das Schmarrn und das weiß auch jeder, doch genauso tickt die klassische Ökonomie. Und sie tickt immer noch so und mittlerweile ist das System noch viel perfekter geworden. Versuchen Sie doch einfach mal, Ihr Radio zu reparieren oder Ihr Smartphone oder Ihr Auto oder Ihren Kühlschrank oder Ihre Computertastatur oder […]

Obiger Auszug ist aus dem Buch:

Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
Verlag: Springer, Wiesbaden
Hardcover ISBN: 978-3-658-33756-8
eBook ISBN: 978-3-658-33757-5

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Nachhaltigkeit ist eine Haltung

Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsprinzip – das hatten wir bereits – und jede Form von Wirtschaften basiert auf Werten. Bei mir im Bücherschrank stehen Bücher über den Sozialistischen Kaufmann aus meiner Zeit, als ich nach der Wende in den neuen Bundesländern die acht Disziplinen der Betriebswirtschaft unterrichtete und mir diese Bücher als Zeitdokumente von meinen Schüler*innen erbat; das Kapital von Karl Marx steht neben den Büchern von Friedrich August von Hayek und Milton Friedman, den Begründern der Chicago Boys. Dazu gesellt sich das sehr lesenswerte Buch von Naomi Klein, die Schock-Strategie. Natürlich steht da auch John Maynard Keynes mit seinem Konzept des Deficit Spending, das sich für die ökonomische Entwicklung unserer Bundesrepublik als segensreich erwies. Jeder dieser Autoren vertritt Werte und ausgehend von diesen Werten entwickelten sie ihre ökonomischen Theorien und Prinzipien.

Es kommt immer auf die Perspektive an, von der aus man rechnet und welche Kosten man hinzunimmt. In der neoliberal verfassten Weltordnung werden externe Kosten wie Menschenschinderei und Umweltverbrauch nicht hineingerechnet in die Produkte. Deshalb sind viele Produkte so unverschämt billig. Die Ausbeutung ist schlicht nicht eingepreist. Ich war und bin ein Freund der Vollkostenrechnung. Mit ihr wird deutlich, wer die Zeche zahlt und ob sich etwas wirklich rechnet. Nachhaltiges Wirtschaften wird ja gerne als Ad-On, als On-Top, als tolle Ergänzung zum bisherigen Wirtschaftssystem hinzugenommen. Dort dient es dann als Lack, als Setzkasten für Sonntagsreden und wirklich jeder kann sich damit bestreichen, einseifen oder andere einwickeln.

Genau das ist nachhaltiges Wirtschaften NICHT, es ist keine Ergänzung, es ist keine Weiterentwicklung von etwas Bestehendem, es ist kein Reparatursatz mit QuickFix-Tools, es ist kein Komponentenkleber, der dem Neoliberalismus die Nachhaltigkeit aufpappt und alles ist gut. Der dialektische Unsinn beginnt ja schon bei dem „Weniger ist Mehr“. Weniger kann auch falsch sein. Weniger allein ist keine Qualität per se, weniger ist ganz einfach nur weniger und mehr ist mehr. Ausbeutung ist Ausbeutung und nachhaltig ist nachhaltig. Herrschaftszeiten, ist das so schwer zu kapieren? Mehr vom Mehr kann richtig super sein, wenn das Mehr nachhaltig ist. Würde ein Controller einen Apfelbaum designen, dann würde er ihm vermutlich nur einen Apfel als Frucht zugestehen, denn dieser genügt ja für die Fortpflanzung, alles andere wäre Energieverschwendung.

Das Prinzip unserer Natur ist der Überfluss, das können Sie jedes Frühjahr bestaunen. Wenn es gut gemacht ist, dann könnte auch das Prinzip der nachhaltigen Wirtschaft […]

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Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
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Nachhaltiges Wachstum

Als wichtigste Kennziffer in der Ökonomie, auf staatlicher Ebene wie auf betrieblicher Ebene, wird immer das Wachstum gehandelt: Wie viel mehr im Vergleich zum Vorjahr haben wir erwirtschaftet? Gemessen wird der Umsatz, der Gewinn, die Menge der hergestellten Produkte, manchmal auch die Erwerbstätigenquote. Die Ergebnisse in Prozent sagen uns etwas über das relative Mehr zum Vorjahr – in Form der Handelsbilanz, des Ertrages, des Outputs. Ist es mehr geworden, dann freuen sich alle, allen vorneweg die Bundesregierung, die Vorstände und die Aktionär*innen. Die Arbeitnehmer*innen freuen sich dann, wenn auch ihr Kuchen etwas größer geworden ist.

Dummerweise resultiert der deutsche Exportüberschuss nicht unwesentlich von der jahrzehntelangen Lohnzurückhaltung der deutschen Arbeitnehmer*innen. Natürlich ist die Ware aus Deutschland qualitätvoll, doch gekoppelt an den Euro – die europäische Mischwährung – profitiert Deutschland über die Maßen von diesem, denn die Produktivität der Arbeit in Deutschland ist wesentlich höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Arbeitnehmer*innen in Deutschland produzieren einfach mehr pro Stunde als ihre europäischen Kollegen*. Müssten deutsche Produkte in Deutscher Mark bezahlt werden, so wären diese erheblich teurer, einfach, weil die Mark deutlich teurer wäre als der Euro. Deutschland profitiert also dreifach – von der Lohnzurückhaltung, der hohen Produktivität und einem relativ zur Mark schwachen Euro – zu Lasten der europäischen Partnerländer. Nicht wenige europäische Länder nennen das den dritten Weltkrieg, den Deutschland in Europa führt, denn die deutsche Wirtschaftspolitik verwüstet insbesondere die Wirtschaft der Südländer – Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und auch Frankreich. Diese Wirtschaftspolitik ist nicht nach- […]

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Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
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Holz ist der Werkstoff des 21. Jahrhunderts

Holz wächst nach, Holz ist langlebig, Holz ist vielseitig einsetzbar, jedes dem Wald entnommene Holz schafft Platz für neue Bäume. Holz ist klimaneutral. Die Kaskadennutzung von Holz ermöglicht eine sehr lange Lebensdauer. Aus Holz entstehen Häuser, Möbel, Instrumente, Kleidung, Papier und vieles mehr. Jedes Produkt mehr aus Holz ist ein Produkt weniger aus Plastik.

Holz ist natürlich nicht per se ein nachhaltiger Naturstoff. Es kommt darauf an, wie wir das System der Holzbewirtschaftung gestalten. Natürlich sollte Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und möglichst aus der Region kommen und von Menschen bewirtschaftet werden, die mit ihrer Arbeit einen gerechten Lohn erwirtschaften. Die Holzbewirtschaftung in Italien zum Beispiel vor vielen hunderten Jahren war nicht nachhaltig. Wer heute durch Italien reist, fährt durch ein größtenteils waldarmes, teils verkarstetes Land. Das Holz wurde geschlagen für den Bau von Schiffen, es schwand dem Weideland oder wurde schlicht verbrannt, es wurden keine neuen Bäume gesetzt und schließlich wurden die Böden so schlecht, dass darauf nur noch Macchie wächst. Das ist schon spannend, daraus zu lernen. Wer sich nicht nachhaltig verhält, zerstört auf Dauer die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften. […]

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Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
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Bildung für Nachhaltigkeit

Die Bildung für nachhaltige Entwicklung – BNE – umfasst ein breites Themenspektrum und ist in den 17 Zielen der Nachhaltigkeit – SDG Sustainable Development Goals – trefflich zusammengefasst. Interessant ist die Umsetzung der BNE mit ausgewählten Zielen der SDG in der betrieblichen Praxis. Jeder Aufgabenstellung gemeinsam ist die Suche nach wirtschaftlich tragfähigen Lösungen gemäß den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Doch Vorsicht! Auf Dauer von Fördermitteln abhängige Unternehmen, Institutionen und Projekte sind nicht nachhaltig. Wer abhängig ist, kann weder frei denken noch handeln, er singt das Lied seines Herrn.

In Deutschland gibt es sehr viele Projekte zum Thema Nachhaltigkeit. Damit kenne ich mich wirklich aus – so wie mit dem bereits beschriebenen nachhaltigen Bauen. Nachhaltigkeit ist ja das Ding, auf das sich vor allem fördermittelfinanzierte Umweltpädagogen, Geologen, Biologen, Diversitätsexperten (… und *innen), Klimaforschende und ganz viele andere Wissenschaftlernde stürzen und in World-Cafés und Workshops und Innovation-Camps Metaplans vollmalen und die Köpfezusammenstecken und voll kreativ sind und am Ende hat man ein Leitbild aufgeschrieben. Das Leitbild ist sprachlich unaussprechlich kompliziert aber gendergerecht, es ist belehrend und sagt allen Menschen, was sie ab jetzt zu tun und vor allem, was sie zu lassen haben. Nach dem Workshop-Camp-Café wenden sich die Teilnehmenden anderen wichtigen Aufgaben zu und das Leitbild verschwindet in der Schublade, wo es zu Recht niemand vermisst.

Ich habe es noch und noch erlebt – ein Teilnehmender hat eine großartige Idee, das Plenum ist verzückt, ein Projekt, ein Projekt, ach ja, das machen wir und frisch ans Werk sogleich, doch dann kommt immer, wirklich immer die gleiche Frage: Wo nehmen wir das Geld her? Welchen Fördertopf können wir abgreifen? Gibt es dafür Mittel […]

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Autor: Stefan Theßenvitz
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Nachhaltigkeit braucht Grenzen

Jedes gesunde System braucht Grenzen. Dieser Satz wird Sie vermutlich mindestens irritieren; es folgt ein Beispiel aus der klassischen Betriebswirtschaftslehre. Jedes gesunde Unternehmen verfügt über Systemgrenzen. Alle Mitarbeiter*innen gehören zum System, andere Menschen nicht, sie gehören zu anderen Systemen. Innerhalb des Systems Unternehmen wirken zwei Grundprinzipien. Die Menschen arbeiten arbeitsteilig. Die Menschen arbeiten miteinander. Ein gutes Unternehmen wird sich innerhalb seines Systems keinen Wettbewerb machen, das wäre Unsinn.

Doch der Neoliberalismus trägt sein Gift des Wettbewerbs seit vielen Jahrzehnten bis in die Unternehmen hinein. Die Arbeitsteilung wird international, Arbeit wird outgesourct – wer kann wo was noch billiger herstellen? – Jede Abteilung steht im Wettbewerb des Weltmarktes und gleichzeitig im Wettbewerb mit anderen Abteilungen. Das Controlling misst den unmittelbaren Erfolgsbeitrag jeder Abteilung und jedes Mitarbeiters.

Einen frühen Höhenflug startete ein großer deutscher Automobilhersteller mit der Konzernstrategie des „Kannibalismus“. Die Doktrin lautete: Da draußen gibt es Wettbewerb, also machen wir uns den selber, jede Marke tritt gegeneinander an. Wir kannibalisieren uns selbst. Das Ergebnis ist ein hyperaggressiver, seine Kunden und Kundinnen seit dem Jahr 2000 mit ihrer Abgas-Schummelsoftware betrügender Konzern. Diese Schummelsoftware ist aus meiner Sicht ein Notwehrakt kluger Ingenieure, die dem Druck des Managements und ihrer Vorgaben nicht mehr Stand halten konnten. Mir klingt der Satz von manchem Schlitzohr und eines Möchtegern-Waffenhändlers aus früheren Tagen in den Ohren „Wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer.“

Der Gedanke von der Aufhebung der Systemgrenzen hat den Automobilhersteller kulturell zerstört. Das Ergebnis sind dauerhaft verbranntes Kundenvertrauen, kaum verkaufbare Ware, exorbitante Strafen – zumindest in den USA – und 20 Jahre vertane Zeit für echte Innovationen.

Zurück zu den Systemgrenzen. Jeder Baum hat seine Grenze, seine Rinde schützt sein Innenleben, bei Tieren definiert oftmals das Fell seine Grenze, bei Menschen ist es die Haut. Auch bei Organismen gilt: Die Zellen und Organe funktionieren arbeitsteilig, der Organismus arbeitet im Miteinander. Wären die Systemgrenzen in Organismen vollständig offen, dann würden diese Systeme in kürzester Zeit kollabieren. Der Austausch mit der Umwelt findet umgangssprachlich gesagt selektiv und kontrolliert statt. Die Öffnung der Grenzen verfolgt stets einen Sinn, zum Beispiel den der Nahrungsaufnahme. In Unternehmen wäre das die Anlieferung von Waren. Auch eine Familie kann man als System begreifen. Ein System […]

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Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – Ein Aufruf zu ökonomisch klugem Handeln
Autor: Stefan Theßenvitz
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Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert – die Bildergalerie

Für das Buch Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert verwendete ich ausschließlich Fotos, mit denen mich etwas verbindet: eine schöne Erinnerung, ein guter Gedanke, eine besondere Erfahrung, eine wichtige Erkenntnis. Ich bin die zurückliegenden 25 Jahre wirklich viel rumgekommen, meist beruflich, und es macht mir schlicht Freude, die Fotos in dem Buch hier groß und in Farbe in einer Galerie auszustellen. Die meisten Fotos sind von mir, Stefan Theßenvitz, ein paar sind von Anja Theßenvitz, Marius Theßenvitz und Adrian Theßenvitz – Familie eben. Zu jedem Foto gibt es eine Geschichte, die erzähle ich gerne bei einem Bier.