Du Opfer

Opfer sein ist ja vielfach schick geworden. Schnell ist die Diskriminierungsrassel bei der empörten Hand und Du wirst bei YouTube oder im TV nicht fertig mit dem Thema. Opfer sein wird definiert als Passivität, Fremdbestimmung, Abhängigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit. Opfer sein ist schlimm und die Umstände sind leider so, dass ich ein Opfer bin. Ich rechne mich einer Minderheit zu? Bist Du Opfer! Ich verdiene weniger Geld als andere? Bist Du Opfer! Ich komme aus einem bildungsfernen Elternhaus? Bist Du Opfer!

Opfer sein entbindet Dich von Deiner Selbstverantwortung. Denn immer dann, wenn ein anderer als schuldig identifiziert ist, kann ich schulterzuckend sagen, da kann man nichts machen, ich bin das Opfer und Du bekommst ganz viel Zuspruch von anderen Opfern. Ich denke, Opfer sein ist sehr bequem und vor allem ist es sehr gefährlich. Denn Du bewegst Dich pfeilgerade in Richtung erlernter Hilflosigkeit.

Opfer sein kann man mittlerweile auch studieren – mit Gender Studies bekommst Du die perfekte Ausbildung incl. Praxistipps für Cancel Culture und Du hast so gut wie Null Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt. Dein Opfer-Upgrade: Du verwendest die geschlechtergerechte Sprache, das ist die Garantie, sofort als Opfer erkannt und behandelt zu werden. Gendersprech = Opfersprech.

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Auszug aus dem Buch: Zur Sonne, Zur Freiheit | Das kleine Handbuch für ein gelingendes Leben“, Stefan Theßenvitz, 260 Seiten, 36 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/zur-sonne-zur-freiheit/