Oben sein ist super sein

Die Textzeile von Zweiraumwohnung mag ich immer noch sehr gerne. Du hast in Deinem Leben zwei Möglichkeiten, Denkfreiheit zu erlangen. Entweder verfügst Du über einen Haufen Geld, der Dich wirklich unabhängig macht oder Du bist in Deinem Beruf fachlich herausragend. Nein, Aktivist:in ist kein Beruf. Ja, Zimmermann oder Musikerin ist ein Beruf.

Nur in der Leistungselite atmet man frische Luft. Untenrum im Mittelbau oder den noch tiefer liegenden Etagen muss man sich immer arrangieren – sich mehr oder weniger dem Zeitgeist beugen oder unterwerfen. Da gibt es dann die pragmatischen Mitläufer, die supermutigen aus der Ecke Stänkerer, die wahnhaft Überzeugten und alle arrangieren sich sehr gelenkig mit den Gegebenheiten.

Sympathie wird zur Währung, mitspielen zu dürfen. Unten muss man gemocht werden (die Solidarität der Mittelschicht), man muss sich einordnen, unterordnen, Kompromisse machen, die Hierarchie beachten. Sympathie wird mindestens so wichtig wie Können. Allein der Kampf um das Gemocht werden frisst so viel Zeit, dass man keine Zeit mehr hat, wirklich herausragend zu werden. Selbstverständlich kann man auch der Leistungselite zugehörig ein netter Mensch sein, aber es ist nicht wichtig. Es ist halt so und gut ist.

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Auszug aus dem Buch: Zur Sonne, Zur Freiheit | Das kleine Handbuch für ein gelingendes Leben“, Stefan Theßenvitz, 260 Seiten, 36 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/zur-sonne-zur-freiheit/