Schlagwort: Alpenschokolade

Hirtensalat

Wir müssen reden. Jetzt. Es ist dringend. Und wichtig. Vieles ist noch ungeklärt auf dem Weg in eine gerechte und diskriminierungsfreie Gesellschaft. Gestern bei unserem Mittagsspaziergang fragte meine Frau, was ich von einem Hirtensalat zum Lunch hielte? Nun ja, er käme in Frage, sofern sich kein Hirte darin befände. Doch die Gefahr scheint gering, denn auch in Alpenschokolade sind ja keine Alpen drin und in Bauernmilch weder Bauern noch Milch von diesen. Kaum vorstellbar, wenn es Bäuerinnen-Milch gäbe, folgenreiche Wirrnisse wären die unvermeidliche Folge.

Zurück zum Hirtensalat. So richtig korrekt ist das ja nicht, es gibt schließlich auch Hirtinnen. Was wäre, wenn wir ihn wie folgt nennen: Nach Lust und Laune mit Essig, Öl, Salz und Zucker angerichtete saisonal vorkommende vegetarische landwirtschaftliche Erzeugnisse nebst im Rahmen der beruflichen Tätigkeit der Schafe hütenden, scherenden und melkenden Personen hergestellter Produkte. Damit wäre auch das Problem der kulturellen Aneignung gelöst, denn einen Hirtensalat dürfen nur Hirten essen, unsereins muss einen Freiberufler-Salat essen.

Der gebärende Teil unserer Beziehung stimmte dem zu – da war sie wieder, die toxische Männlichkeit, nur dadurch gemildert, dass letztere nicht das letzte Wort hatte. Ob das Zubereiten des Na ihr wisst schon Salats nun Arbeitszeit, Freizeit, Beziehungsarbeit, Partnerarbeit oder eine spezifische Form von Unterdrückung ist, klären wir bei unserem nächsten Mittagsspaziergang.