Der Grenzertrag als Kennzahl

Sie kennen die Situation? Sie investieren, doch Ihre Investitionen führen nach einer bestimmten Zeit immer weniger zum gewünschten Erfolg. Der Bekanntheitsgrad steigt nicht mehr und das Image verbessert sich nicht mehr, die Umsatzzuwächse sind rückläufig, die Deckungsbeiträge werden immer niedriger, der Marktanteil erodiert, die Preisposition gerät unter Druck.

Der Grenzertrag ist der Zuwachs des Ertrags, der durch den zusätzlichen Einsatz eines Produktionsfaktors erzielt wird.

 

Geht der Grenzertrag auf 0, wird die Wertschöpfung negativ. Die Ziele, Strategien und Maßnahmen, das organisatorische Geflecht – die Aufbau- und Ablauforganisation – tragen nicht mehr zum unternehmerischen Erfolg bei.

Es ist wichtig zu erkennen, dass auch ein dysfunktionales System ein System es. Es ist eben ein System, das nicht funktioniert. Und dennoch kann es bestens organisiert sein – mit  Investitionen, Stellenbeschreibungen und Aufgabenplänen. Gerade öffentliche Einrichtungen neigen zur Selbstreferenzialität, wenn der Zusammenhang von empfangenen öffentlichen Mitteln und der Aufgabe der öffentlichen Einrichtung verloren geht. Die empfangenen Geldmittel versorgen die öffentliche Einrichtung mit der Relevanzillusion „Ich bekomme Geld, also bin ich von Bedeutung“.

Selbstreferenziell: Eine Handlung nimmt auf sich selbst Bezug. Sie erfüllt keinen über die Handlung hinausgehenden Zweck. So können z.B. jede Woche täglich mehrstündige Besprechungen durchgeführt werden, ohne dass diese etwas bewirken (besserer Kundenservice, neue Produkte, innovative Idee, die in die Tat umgesetzt werden). Der einzige Zweck der Besprechungen ist das Besprechen von Themen. Und abends gehen alle zufrieden auseinander, man hat ja schließlich Zeit im Unternehmen verbracht. Hier öffnet sich ein weites Feld, ob man sich beschäftigt oder ob man arbeitet, doch das führt hier zu weit.

Der Grenzertrag ist eine wesentliche Kennzahl, das System zu überprüfen. Sinkt der Grenzertrag, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, über neue Systeme nachzudenken. Der Grenzertrag wird immer im Zeitablauf sinken, das ist normal, denn die Welt verändert sich. Genau so normal muss es sein, die Systeme des Unternehmens auf ihren Beitrag zum Erfolg zu überprüfen. Die systematische Analyse des Grenzertrages kann hierbei große Dienste leisten.

Unternehmen, die ihre Systeme regelmäßig überprüfen und sinnvoll anpassen, werden mit einem entspannten und verlässlichen Geschäftsbetrieb belohnt. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht um ein besinnungsloses Steigerungsspiel. Es geht darum, dauerhaft relevant zu bleiben – mit seinem Unternehmen einen Beitrag zu leisten, der die Welt ein bisschen besser macht.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz