Veränderung gestalten

Sie kennen das? Das Geschäftsjahr verläuft in Zyklen. Phasen erhöhter Aktivität (z.B. Weihnachtsgeschäft) wechseln mit ruhigeren Phasen (z.B. Jahresanfang und Sommer). Jedes Unternehmen erlebt im Jahresverlauf Phasen der Hochsaison und entspanntere Wochen.

Aus dem Jahresverlauf abgeleitet etablieren sich betriebliche Verfahren und Abläufe. Sie resultieren aus Erfahrungen mit der Vergangenheit. Sie sind vorhersehbar und damit gut planbar.

Die betrieblichen Verfahren und Abläufe dienen dazu, Wertschöpfung zu generieren. Der Input führt zu einem Output, der idealerweise höher ist als der Input. Denn nur so ist das Unternehmen auf Dauer lebensfähig.

Beispiele für Output: Produkte, Dienstleistungen, Bekanntheitsgrad, Image, Umsatz, Marktanteil, Preisposition – in Euro gemessen
Beispiele für Input: Zeit, Kapital, Knowhow – in Euro gemessen

Im Verlauf der Zeit sinkt die Wertschöpfung jedes Unternehmens, obwohl die betrieblichen Verfahren und Abläufe eingespielt sind und gut funktionieren. Neue Wettbewerber treten in den Markt ein mit besseren oder günstigeren Produkten und Dienstleistungen, gesetzliche Regelungen verändern sich, die Kunden werden anspruchsvoller, Megatrends gewinnen an Bedeutung (z.B. internetbasierte Geschäftsmodelle) – kurz: die Welt verändert sich.

Ändert das Unternehmen nichts an seinen Verfahren und Abläufen, dann sinkt die Wertschöpfung (der Output), bis diese schließlich den 0-Punkt erreicht. Input und Output sind gleich, die Kosten der Leistungserstellungen (der Input) entsprechen den Erträgen (dem Output).

Der Preis der Nichtveränderung ist eine dauerhafte Verlustzone. Gleichzeitig steigt der Veränderungsdruck, meistens leidet das Betriebsklima und die Suche nach Schuldigen beginnt.

Veränderung alleine macht es nur schlimmer. Die bestehenden Verfahren und Abläufe bleiben erhalten (das kann man schließlich und es hat sich lange Zeit bewährt) und obendrauf packt man neue Verfahren und Abläufe. Besonders beliebt: Qualitätsmanagement. Das Ergebnis ist eine dauerhafte Mehrbelastung. Der Input steigt, der Output bleibt unverändert negativ.

Gehen wir einen Schritt zurück: Sinkt der Output beständig und nähert sich dem 0-Punkt, dann gibt es nur einen guten Weg: Die bestehenden Verfahren und Abläufe überprüfen und verändern.

Meine Erfahrungen aus der Praxis. Viele Unternehmen neigen zu neurotischem Verhalten. Sie behalten ihre Verfahren und Abläufe bei, auch wenn diese ökonomisch kein Sinn mehr ergeben. Der einzige Sinn ist die Bedeutungsillusion, man sei schließlich fleißig.

Zeigt man Mut, lässt das Alte los und wendet sich dem Neuen zu, so verbessert sich die Wertschöpfung erst nach und nach. In dieser Phase der Veränderung – steigende Arbeitsbelastung und eine sich langsam verbessernde Wertschöpfung – muss man die Nerven behalten. Denn jetzt treten die Kritiker auf den Plan. Sie kennen folgende Sätze? „Ich habe gleich gewusst, das wird nichts“, „Früher hat es besser funktioniert.“

Dauerhafte Veränderung hält das System lebendig. Ab und zu kommen besondere Herausforderungen auf einen zu, verbunden mit größeren Anstrengungen. Doch wer systematische Veränderungen als Teil der Gesamtaufgabe versteht, führt ein gutes unternehmerisches Leben.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz