Warum ist die Welt wie sie ist? Statt einer alles erklärenden vermessenen Weltformel biete ich folgenden Aspekt an: Im Menschen wohnt das Böse ebenso wie das Gute. Menschen verhalten sich hinterhältig, sie übervorteilen andere, sie schmausen an reichlich gedeckten Tischen im Anblick der Hungernden, sie überziehen Völker mit grausamen Kriegen, sie verschiffen ihren Müll nach Irgendwo und sie werfen ihren Müll auf die Straße.
Und Menschen verhalten sich hilfsbereit, sie unterstützen andere, sie arbeiten ehrenamtlich, sie investieren ihre Zeit in Initiativen und sie bringen dem ukrainischen Geschwisterpaar aus der Nachbarschaft die deutsche Sprache und Schrift bei.
Unser menschliches Verhalten ist die Folge unserer kulturellen Vereinbarung, wie wir miteinander umgehen, was wir positiv oder negativ sanktionieren. Nur eines von Millionen von Beispielen: um die Jahrhundertwende wurde der Vater schlecht angesehen, der seinen Filius bei einer ertappten Missetat nicht verdrosch, Haue wurde allgemein auch als Präventivmaßnahme und gerne auch in der Öffentlichkeit praktiziert als probates Erziehungsmittel angesehen – das ist heute ganz anders.
Wer sein Kind schlägt, verhält sich asozial und bei einer Anzeige drohen harte Strafen. Das Böse ist Teil von uns, das Gute ebenso. Die kulturelle Vereinbarung entscheidet, was wir als Böse werten. Das Böse will mit Macht mehr und größer werden, das Gute ist leider leiser und bedächtiger, es ist meist klein und bescheiden. Wir werden das Böse niemals aus der Welt bringen, einfach weil es Teil unserer Natur ist, doch wir können Vorsorge treffen, das Böse einzuhegen und klein zu halten.
Es ist wie mit dem inneren Schweinehund; geben wir ihm nach, geben wir ihm Futter, dann gedeiht er prächtig und überwölbt unser Verhalten bis hin zur fatalistisch hingenommenen Alternativlosigkeit „Ich bin fett und gefräßig, ist halt so und jetzt ist es eh zu spät“. Wir können auch Vorsorge treffen, das Gute zu befördern und wir können Menschen ermuntern, Gutes zu tun. Eine mögliche Formel: Das Böse eindämmen, das Gute befördern.
Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/
© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz