Manchmal braucht man einen Notfallplan

Unsere Welt besteht aus Tatsachen. Der Lehrermangel, die vielfach heruntergewirtschafteten Schulen und deren häufig mangelhafte Ausstattung, die Probleme vieler Kinder mit Migrationshintergrund mit der deutschen Sprache, missglückte Reformen und unzureichend funktionierende pädagogische Konzepte sind Realität, ebenso wie erschwerte Rahmenbedingungen durch forderungswütige Eltern gegenüber der Schule und neue Lebenswirklichkeiten der Schüler, in der Digital Devices einen festen Platz einnehmen. Das alles hilft nichts, wenn man das Dilemma der unzureichenden Schulbildung beheben will. Es ist wie bei einem Notfallpatienten, wir brauchen erstmal einen Notfallplan, um den Patienten Schule zu stabilisieren.

Größere Klassen beseitigen nicht den Lehrermangel, doch so werden viele Unterrichtsausfälle vermieden. Für meine Generation ist eine große Klasse kein Schrecken, wir waren auf dem Gymnasium bis zu 38 Schüler in der Klasse. Für guten Unterricht in größeren Klassen brauchen wir mehr Disziplin; die Lehrkräfte müssen sich sehr gewissenhaft auf ihren Unterricht vorbereiten, die Schüler brauchen die Ruhe im Klassenverband, um den Wissensstoff aufzunehmen und zu verarbeiten.

  • Der Gemeinschaft verpflichtet
  • Commitment
  • zur Leistung
  • Wille zur Bildung

Wer Lust hat, der googelt die Geschichte von Michael Rudolph, dem Berliner Schuldirektor, der die Außenklinken seines Schulgebäudes abmontieren ließ und die Eingangstüren ab Unterrichtbeginn von außen verschlossen hielt.

Jeder Schüler erhält vor dem ersten Schultag eine sechswöchige Unterrichtsvorbereitung vor dem ersten Schultag. Dort lernen die Schüler Pünktlichkeit, Ordnung, Umsicht mit ihren Schulsachen, sie lernen die Regelmäßigkeit im Lernen, und sie lernen, sich in Aufgaben zu versenken. Wer dennoch den Unterricht über die Maßen stört oder sein Lernverhalten dysfunktional ist, der wiederholt die Unterrichtsvorbereitung.

Alle Lehrkräfte werden konsequent von Verwaltungsarbeit entlastet. Das Einzige, was zählt, ist die Produktivarbeit mit den Schüler:innen. 12 Wochen durchbezahlte Ferien für beamtete Lehrkräfte mit auskömmlichen Pensionsansprüchen sind eindeutig zu viel.

Damit wird eine Berufsgruppe übermäßig privilegiert und diese Privilegien ziehen die falschen Menschen aus den falschen Gründen an. Sechs Wochen bezahlter Urlaub genügen völlig. Die Eltern werden wieder wesentlich stärker in ihrer Erziehungsarbeit gefordert.

Die Eltern sind immer Teil des Bildungsauftrages, deshalb müssen Eltern verantwortlich eingebunden werden. Auch die Lehrkräfte haben einen Erziehungsauftrag, doch eher im Sinne der Heranziehung eines mündigen Staatsbürgers, die Lehrkräfte kümmern sich in erster Linie um die Bildung. Nicht akzeptable Deutschkenntnisse, unsoziales und die Mitschüler schädigendes Verhalten sind nicht akzeptabel.

Die Deutschkenntnisse werden in eigenen Förderklassen auf Vordermann gebracht, Störungen werden hart bestraft. Besserung wird massiv belohnt. Das alles ist ein Haufen Arbeit, insbesondere für die Lehrkräfte, das Verwaltungspersonal in Schulen und die Eltern, und genau deswegen scheitert unser Schulsystem fast mit Ansage. Die Akteure sind oft schlicht faul und Schuldzuweisungen und Konferenzen und Tagungen und Konzepte schreiben ist viel leichter als das verantwortliche Wirken am Menschen.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz