Bildung braucht Bindung und Vertrauen in Talent

Spannen wir den Bogen über den Notfallplan hinaus etwas weiter für gute Ansätze und Lösungen, die das Lebensglück der Kinder auf Grundlage einer guten Bildung auf ein tragfähiges emotionales und kognitives Fundament stellen. Alle Kinderkrippen werden privatisiert. Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr gehören in ein behütetes Zuhause, in dem sie Vertrauen, Geborgenheit, Beständigkeit und Liebe erfahren. In Einzelfällen mit häuslicher Gewalt, Drogensucht der Eltern und Verwahrlosung entscheidet das Jugendamt, ob ein Kleinkind in einer Kinderkrippe besser aufgehoben ist als zuhause.

Wir sollten die frühkindlichen Traumata beenden, mit einem Gefühl des täglich abgeschoben Werdens aufzuwachsen. Wir sollten die Kleinkinder aus den Fängen der Liebesersatzdienstleister befreien. Wer sich dennoch für eine Kinderkrippe entscheidet, bezahlt diese vollständig aus eigener Tasche und sollte sich idealerweise rechtzeitig prüfen, ob er emotional und psychisch in der Lage ist, gute Eltern sein zu wollen. Kindergärten sind und bleiben für Kinder hervorragende Möglichkeiten, sich zu entwickeln – wenn sie auf dem dafür geeigneten Entwicklungsstand sind: motorisch, sprachlich, verständigungsfähig und mitmachbereit.

Wir brauchen eine Schule, die ihren Namen wieder verdient, in der Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten und Talenten gefordert und gefördert werden. Wir brauchen die gleichgewichtige Ausbildung mit anerkannten Abgangszeugnissen in der Hauptschule für Kinder und Jugendliche mit überwiegend praktisch-händischen Befähigungen, Neigungen und Talenten, in der Realschule für Kinder und Jugendliche mit überwiegend organisatorisch-planerisch-kognitiven Befähigungen, Neigungen und Talenten und Gymnasien für Kinder und Jugendliche mit überwiegend wissenschaftlichen Befähigungen, Neigungen und Talenten. Natürlich ist jede Schulart durchlässig in alle Richtungen.

Das Fatale an der bisherigen Entwicklung ist die Herabwürdigung der Hauptschulen und Realschulen unter die Gymnasien, in die so gut wie alle Kinder gepresst werden, obwohl viele von ihnen dafür nicht geeignet sind und im Laufe ihrer Bildungskarriere zu todunglücklichen, sich selbst fremden Menschen werden. Leider sind die wertenden Konnotationen der Begriffe Hauptschule, Realschule und Gymnasium in der Gesellschaft so fatal festgebacken. Unter Umständen brauchen wir gleichgewichtige neue Namen für diese drei im Grunds sinnvollen Schulformen und dafür jeweils inhaltlich scharfe und wertschätzende Profile.

Ich traue mir zu, in einem einwöchigen Ferienlager mit 50 zehnjährigen Kindern und vier weiteren Betreuern die Befähigungen, Neigungen und Talente jedes Kindes sehr genau zu erfassen. Die einen spielen still vor sich hin und entdecken die Welt im Kleinen und Großen in erster Linie für sich, die anderen tummeln sich in Gruppen, in diesen Gruppen bilden sich die Führungskräfte heraus, bei Gemeinschaftsaufgaben finden sich schnell die Praktisch veranlagten, die Hilfsbereiten, die Kümmerer, die Mitdenker, die Extraschlauen und die Logistiker.

Es ist nicht so schwer, Kinder entlang ihrer Befähigungen, Neigungen und Talente zu fordern und zu fördern. Auch die Störenfriede, Unruhestifter und subversiven Verweigerer erkennt man schnell. Um diese Kinder kümmert man sich mit konkreten Rückmeldungen und Aufgaben, die ihnen helfen, einen guten Zugang zu sich selbst und zur Gemeinschaft zu finden. Gutes Verhalten wird belohnt, positive Verhaltensänderungen werden belohnt, Einzelleistungen und Gemeinschaftsleistungen werden belohnt. Kreativität wird belohnt.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz