Schlagwort: Vertrauenskultur

Aufklärung ist Pflicht

Wenn die Wahrheit stirbt oder einfach der Mut zur Wahrheit, wenn der Gedanke der Aufklärung  stirbt und der oft auch lästige aber bitter notwendige Diskurs (auch mit Deppen), wenn die Sache hinter der Ideologie verschwindet, dann ist schnell Schluss mit Demokratie. Wenn man sich der Methoden der Feinde unserer Demokratie bedient, um diese Feinde zu besiegen, dann ist das ein Fehler.

Den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen ist so ziemlich der größte Blödsinn, den man glauben kann und ein echter Brüller auf jeder guten Militärakademie. Denn der Feind ist nur dann zu schlagen, wenn wir ihn in eine Schlachtordnung und Waffenwahl zwingen, in der wir überlegen sind (das gilt übrigens auch für Fußballspiele).

Woran bitte soll man denn die Wahrheit erkennen, wenn sie sich im schmierigen Gewand des verschlagenen Angstmachers von hinten anschleicht und ihren stinkigen Atem in unsere Ohren haucht?

Ich lege Ihnen die Tagesschau vom 9. Dezember 1980 ans Herz, die gibt es bei YouTube in voller Länge zu sehen. An diesem Tag wurde John Lennon ermordet. Das war eine schreckliche Nachricht, nicht nur für Beatles-Fans. Der Bericht darüber wurde in der Tagesschau als letzte vor dem Wetterbericht gesendet.

Das wäre heute bestimmt anders. Der Tod John Lennons wäre der Aufmacher, doch mir geht es um was anderes: mir geht es um den Ton in der Tagesschau, dieses trocken spröde Sachliche, Unbeteiligte. Heute unvorstellbar, da gäbe es mordsmäßig Pipi in den Augen der Moderatorinnen und Moderatoren zu sehen – in groß und Slow-Tränen-Kullering in Farbe. Diesen sachlich überlegten, distanzierten und gerne auch kühl-unbeteiligten Ton brauchen wir wieder, und zwar dringend. Es geht darum, die Wahrheit und die Tatsachen anständig zu kleiden. Es geht um unsere Vertrauenskultur!

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Bürgerrechte statt Menschenrechte

Eine wehrhafte Demokratie braucht eine Vertrauenskultur und sie braucht wehrhafte Bürger. Seitens der Politik wird immer häufiger von Menschen statt von Bürgerinnen und Bürgern gesprochen und das erfüllt mich mit großer Sorge. Bitte verzeihen Sie den erneuten Bezug auf die Corona-Pandemie, doch sie war einfach einzigartig exemplarisch für die Ausformung der aktuell praktizierten Politik, deren Ansprache des Volkes und dem Selbstverständnis der uns Regierenden.

Immer wenn ich das Wort „Menschen“ höre, wird mir etwas mulmig. Mit dem Wort Menschen schwingen in mir die Menschenrechte mit und die Menschenwürde – die unantastbare, die Menschlichkeit und besonders gruselig – die Mitmenschlichkeit. Die Mitmenschlichkeit, was auch immer das sein soll, lieben ja insbesondere die Kirchen.

Die anderen Worte rund um den Wortstamm Mensch werden sehr gerne von Menschenrechts-Organisationen verwendet. Immer dann, wenn es etwas anzuprangern gilt, kommt irgend so ein Wort mit Mensch daher. Alle Wortschöpfungen rund um den Menschen bezeichnen eine Gefahr, ein Fehlen, ein Defizit und darauf weisen diese Worte hin. Deshalb wird mir immer bei „Menschen“ mulmig, denn dann stimmt ganz grob was nicht.

Der Mensch ist in seiner Gesamtheit ein außerordentlich schutzbedürftiges Wesen und seine menschengemachte Welt wird ihm oft – zumindest den widerborstigen Exemplaren – zur Hölle auf Erden. Homo homini lupus – der Mensch ist des Menschen Wolf. Politische Gefangene und nicht selten deren Familien leiden Höllenqualen in den Folterkellern der Diktaturen, die verabscheuungswürdige Kinderarbeit und die Ausbeutung von Frauen und Männern in Fabriken und auf Plantagen ist eine real existierende Sauerei ebenso wie durch Kriege der Heimat beraubte Flüchtlinge, die auf ihren Wegen hin zu den vermeintlich rettenden Gestaden elend verdursten, ersaufen oder in der Sklaverei enden. Dieses Elend ist durch und durch menschengemacht, es ist menschlich und das gibt es millionenfach. Dieses Elend ist seit Anbeginn der Menschheit geübte Praxis. Deshalb wird mir immer bei „Menschen“ mulmig, denn dann stimmt ganz grob was nicht.

Dieses real existierende menschliche Leiden und Elend resultieren aus dem Mangel an Rechten. Menschen haben keine Rechte und Menschenrechte – so wohltönend fanfarig sie auch daherschreiten und egal wie viel Ornat und Lametta an ihnen baumelt. Sie nützen den Betroffenen einen Scheiß, wenn es darauf ankommt.

Eine der großartigsten Erfindungen der Menschheit war die Erfindung der Bürgerin und des Bürgers. Denn so wurde aus dem Mensch ein Bürger und dieser wird definiert durch Rechte und Pflichten in einem Rechtssystem. Nicht der Mensch steht oben und schaltet und waltet nach Gutdünken. Nein, das Recht steht oben über allem und darunter sind alle gleich. Das Recht schützt, das Recht bestimmt, das Recht entscheidet, das Recht straft. Bürger ohne Rechte gibt es nicht, Menschen ohne Rechte schon. Deshalb gilt die Maxime: Bürgerrechte statt Menschenrechte.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz