Schlagwort: Familie

Wir können die Welt retten, nicht?

Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem. Denn unsere Lösungen greifen immer in das bestehende System ein. Ein Teil des bestehenden Systems gerät in Unordnung und dann beginnt das immer gleiche klagende Geschrei einer betroffenen Gruppe.

Die Industrie schreit, der Mittelstand, die Immobilienwirtschaft, die Energieversorger, die Pharmaindustrie, die Hauseigentümer, die Landwirtschaft, das Gesundheitswesen, das Handwerk, die Rentner, die Familien, die Singles, die Studenten, der politische Gegner – sobald eine Lösung konkret fassbar wird, schreit immer jemand auf und klagt sein Leid. Denn jede Lösung beinhaltet Veränderungen und Verschiebungen. Dann finden sich immer schnell wortgewaltige Verhinderer der Veränderung. Ihre Schlagworte werden zu Kampfbegriffen der Betroffenen, die Spaltung der Gruppen vertieft sich. Ein Ende des Geschreis ist nicht in Sicht.

Im Angesicht der COP28 – Conference Of The Parties – in Dubai könnte man verzweifeln. Je nach Zählung der berichtenden Presse reisten zwischen 70.000 und 97.000 Teilnehmer:innen vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 zum Weltklimakongress in das sonnige Emirat, 197 Staaten sind mit Regierungsdelegationen und NGO´s beteiligt, es mischten sich unzählige Lobbyisten und einflussreiche Persönlichkeiten aus der Wirtschaft unter die Delegationen.

Die COP28 war auch eine große Messe für neue Geschäftsmodelle entlang des Klimawandels. Zur COP28 reisten – die Vermutung sei gestattet – abertausende hochintelligenter Menschen aus aller Welt, sie kommen seit der ersten Weltklimakonferenz COP1 im März 1995 in Berlin das 28te Mal zusammen. Wobei die erste (WCC-1) bereits wesentlich früher, im Februar 1979 in Genf stattfand. Bereits dort wurde auf die durch den Menschen verursachten Klimaveränderungen hingewiesen – insbesondere ausgelöst durch die Steigerung der Verbrennung fossiler Energieträger und die exponentiell zunehmende Abholzung der weltweiten Baumbestände.

Im Jahr 2023 verzeichneten wir nach Jahrzehnten des ungebrochenen Wachstums – leicht rückläufig nur im Jahr der Weltfinanzkrise 2008 und im Corona-Jahr 2020 – mit 37 Milliarden Tonnen einen neuen Rekord an CO2-Emissionen weltweit. Die Vorschau prognostiziert eine weitere Zunahme der CO2-Emissionen auf über 43 Milliarden Tonnen im Jahr 2050. Ein Blick auf die weltweite Waldfläche zeigt, diese ist seit 1990 um knapp 180 Millionen Hektar zurückgegangen. Lassen wir es schlankgerechnet nur 170 Bäume pro Hektar sein, dann wurden in den 33 Jahren bis 2023 30 Milliarden Bäume geschlagen.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Bürgerrechte statt Menschenrechte

Eine wehrhafte Demokratie braucht eine Vertrauenskultur und sie braucht wehrhafte Bürger. Seitens der Politik wird immer häufiger von Menschen statt von Bürgerinnen und Bürgern gesprochen und das erfüllt mich mit großer Sorge. Bitte verzeihen Sie den erneuten Bezug auf die Corona-Pandemie, doch sie war einfach einzigartig exemplarisch für die Ausformung der aktuell praktizierten Politik, deren Ansprache des Volkes und dem Selbstverständnis der uns Regierenden.

Immer wenn ich das Wort „Menschen“ höre, wird mir etwas mulmig. Mit dem Wort Menschen schwingen in mir die Menschenrechte mit und die Menschenwürde – die unantastbare, die Menschlichkeit und besonders gruselig – die Mitmenschlichkeit. Die Mitmenschlichkeit, was auch immer das sein soll, lieben ja insbesondere die Kirchen.

Die anderen Worte rund um den Wortstamm Mensch werden sehr gerne von Menschenrechts-Organisationen verwendet. Immer dann, wenn es etwas anzuprangern gilt, kommt irgend so ein Wort mit Mensch daher. Alle Wortschöpfungen rund um den Menschen bezeichnen eine Gefahr, ein Fehlen, ein Defizit und darauf weisen diese Worte hin. Deshalb wird mir immer bei „Menschen“ mulmig, denn dann stimmt ganz grob was nicht.

Der Mensch ist in seiner Gesamtheit ein außerordentlich schutzbedürftiges Wesen und seine menschengemachte Welt wird ihm oft – zumindest den widerborstigen Exemplaren – zur Hölle auf Erden. Homo homini lupus – der Mensch ist des Menschen Wolf. Politische Gefangene und nicht selten deren Familien leiden Höllenqualen in den Folterkellern der Diktaturen, die verabscheuungswürdige Kinderarbeit und die Ausbeutung von Frauen und Männern in Fabriken und auf Plantagen ist eine real existierende Sauerei ebenso wie durch Kriege der Heimat beraubte Flüchtlinge, die auf ihren Wegen hin zu den vermeintlich rettenden Gestaden elend verdursten, ersaufen oder in der Sklaverei enden. Dieses Elend ist durch und durch menschengemacht, es ist menschlich und das gibt es millionenfach. Dieses Elend ist seit Anbeginn der Menschheit geübte Praxis. Deshalb wird mir immer bei „Menschen“ mulmig, denn dann stimmt ganz grob was nicht.

Dieses real existierende menschliche Leiden und Elend resultieren aus dem Mangel an Rechten. Menschen haben keine Rechte und Menschenrechte – so wohltönend fanfarig sie auch daherschreiten und egal wie viel Ornat und Lametta an ihnen baumelt. Sie nützen den Betroffenen einen Scheiß, wenn es darauf ankommt.

Eine der großartigsten Erfindungen der Menschheit war die Erfindung der Bürgerin und des Bürgers. Denn so wurde aus dem Mensch ein Bürger und dieser wird definiert durch Rechte und Pflichten in einem Rechtssystem. Nicht der Mensch steht oben und schaltet und waltet nach Gutdünken. Nein, das Recht steht oben über allem und darunter sind alle gleich. Das Recht schützt, das Recht bestimmt, das Recht entscheidet, das Recht straft. Bürger ohne Rechte gibt es nicht, Menschen ohne Rechte schon. Deshalb gilt die Maxime: Bürgerrechte statt Menschenrechte.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz