Die glorreichen acht Regeln der neuen Finanzordnung

  1. International agierende Konzerne werden verbindlich in die Rechtsordnung der Länder eingebunden, in denen sie ihre Leistungen verkaufen. Alle Unternehmen bezahlen ihre Steuern in den Ländern, in denen sie ihre Leistungen anbieten und absetzen. In diesem Zuge werden Steueroasen als kriminelle Vereinigungen gewertet.
  2. Jeder Zahlungsfluss in eine Steueroase und aus ihr heraus – gleich ob aus privater Hand, unternehmerisch oder staatlich induziert ist ein Straftatbestand. Ein Transparenzregister gibt allen Menschen jederzeit Auskunft darüber, welches Unternehmen wo welche Steuern zahlt. Es gibt auch ein Transparenzregister für jeden Politiker, aus dem alle Einkünfte, Posten, Nebenaufgaben, Ämter und finanziellen Beteiligungen hervorgehen. Und es gibt ein Transparenzregister, das die Steuerzahlungen jedes Menschen dokumentiert.
  3. Kapitalerträge, die in den privaten Konsum fließen, werden signifikant höher besteuert, in jedem Fall deutlich höher als die Steuern auf Arbeitsleistungen. Vermögen und Kapitalerträge, die in die Schaffung neuer Arbeitsplätze, in die Forschung und Entwicklung oder in das Gemeinwohl investiert werden, bleiben steuerfrei. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin hat das Recht, sich mit dem Kauf von Unternehmensanteilen am wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmens zu beteiligen.
  4. Finanztransaktionen mit dem Zweck der Spekulation – zum Beispiel Zins- und Währungswetten, Warentermingeschäfte und Leerverkäufe sind strafbar ebenso wie das Zocken mit Fremdkapital. In diesem Zusammenhang werden die Aufgaben der Börsen signifikant eingekürzt und einer durchsetzungsstarken staatlichen Kontrolle zugeführt.
  5. Die Aufblähung der Weltwirtschaft durch von der Realwirtschaft abgekoppelte Finanzströme wird beendet. Wenn wir eine nachhaltige Welt wollen, dann brauchen wir den Mut zum Widerstand mit Anstand. Clevere Steuerhinterziehungen, trickreiche Gesetzeslücken, die obszöne Anhäufung von Geld, das Ausnutzen von Amt und Macht für eine Günstlingspolitik sind gegen die Wohlfahrt aller Menschen gerichtet und strafbar.
  6. In dem Maße, wie die jeweilige Bank über nach dem neuen Recht rechtmäßig geschaffene und erworbene Substanzwerte verfügt, kann sie ihr Geschäftsmodell fortsetzen. Alle anderen Gelder werden dazu verwendet, den durch die Banken verursachten Schaden auszugleichen. In Deutschland dient das Geld dem staatlichen Schuldendienst und Investitionen in das Gemeinwohl – Forschung und Entwicklung, Bildung, Infrastruktur.
  7. Das Maß einer nachhaltigen Gesellschaft bemisst sich auch an dem Maß ihrer Freiheit von Schulden, denn Schulden zwingen Menschen, Unternehmen, Institutionen und Staaten in falsches Verhalten.
  8. Auf mittlere Sicht agieren alle Banken als regionale Genossenschaften mit einer breiten Streuung der Anteile oder als kommunale Banken mit Regionalverantwortung. Das Geld muss in regionalen Bezügen zirkulieren, nur dann erfüllt es seine segensreiche Wirkung als werthaltiges Tauschmittel für Wertschöpfung mit Substanz. Nachhaltiges Wirtschaften ist in erster Linie ein Wirtschaften in regionalen Bezügen.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz