Kategorie: Aktuell

Eine Machtfrage | Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik

Die Geschichte des dritten Buches „Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik“ beginnt zweimal. Im Laufe der Recherchen für die ersten beiden Bücher „Nachhaltig wirtschaften im 21. Jahrhundert“ und „Nachhaltig wirtschaften in der Praxis“ und deren Niederschriften entstand viel Begleitmaterial, das sich zwar thematisch in das Thema Nachhaltigkeit fügte, aber nicht in den Kontext der jeweiligen Bücher.

Eine wesentliche Erkenntnis aus den ersten beiden Büchern ist: Unternehmen arbeiten immer im System – sie arbeiten innerhalb einer Rahmenhandlung bestehend aus geltendem Recht, Normen und kulturellen Vereinbarungen. Die Gesellschaft und die Politik können diese Rahmenhandlung neu definieren, sie arbeiten am System.

Aus dieser Erkenntnis entstand nach und nach die Idee, dieses bereits in Skizzen vorliegendes Begleitmaterial unter der Perspektive Gesellschaft und Politik zu subsumieren und in ein drittes Buch zu packen. Während der Arbeit an dem dritten Buch erschien das zweite Buch „Nachhaltig wirtschaften in der Praxis“ und wir zogen protzstolz los und begaben uns auf die Ochsentour.

Im letzten halben Jahr öffneten sich uns mit unserem Anliegen viele Türen, auch in der Politik, und wir freuten uns auf die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, hier starke Bündnispartner zu finden, das Konzept und die Werkzeuge für das nachhaltige Wirtschaften mit politischer Unterstützung und Fürsprache in konkrete Taten zu übersetzen – insbesondere mit und für mittelständische Betriebe, die in regionalen Bezügen arbeiten.

Entlang dieser konkreten Erfahrungen mit der Politik – von der Kommunalpolitik bis zur Bundespolitik – und wir sprechen hier ausschließlich von Regierungsparteien auf kommunaler Ebene, auf Landes- und Bundesebene beginnt das dritte Buch zum zweiten Mal. Die Rückmeldungen sind in der Tat bemerkenswert, was im Folgenden in Auszügen zu Protokoll gegeben sei, und vor allem, damit gewann das dritte Buch etwas an Schärfe.

Fünf Beispiele mögen das Spektrum der politischen Verfasstheit aufzeigen, innerhalb derer die proklamierte Transformation unseres Landes hin zu einer nachhaltig agierenden Gesellschaft und Wirtschaft stattfinden soll. Beginnen wir ein besonders schön formuliertes Bekenntnis zur Nachhaltigkeit aus dem Mund eines Bürgermeisters*, mit dem wir mehrere offizielle und informelle Gespräche führten. Abschließend meinte er*: „Damit befasse ich mich, wenn ich in Rente bin.“

Ein Gemeinderat* polterte uns nach der Lektüre an: „Nehmen Sie erstmal den Kopf aus den Wolken und kommen Sie mit den Füßen in der Wirklichkeit an. Werden Sie erstmal erwachsen.“ Das empfand ich, der letztes Jahr in die 61te Runde seines Lebens ging, auch als Kompliment, nach wie vor so viel jugendliche Unbekümmertheit auszustrahlen. Und es erinnerte mich tatsächlich an meine Jugend, in der mir friedensbewegt im Parka in einer Einer-Welt-Initiative mitarbeitend immer wieder genau diese wütend-schroff-zurechtweisende Soundwolke an unserem kirchlichen Basar entgegengroovte.

Die uns Ende Februar! entgegengebrachte Aussage eines Mitarbeiters* im politischen Regionalmanagement – „das sollten wir nach der Sommerpause weiterbearbeiten“ – ist  dialektisch dicht dran an dem Rententext. Auch hier spürt man körperlich die aus der täglichen Arbeit resultierende Erschöpfung im Dienst am Gemeinwohl, die keinen anderen Blick als den aus der Froschperspektive im Angesicht des zu verrichtenden Tagesgeschäfts ermöglicht. Das ist der bewährte Sound des Sachzwangs, der alternativlos zur völligen Erschlaffung jeglicher Imagination führt.

Begeben wir uns anekdotisch auf die politische Landesebene und bleiben wir bei körperlichen Empfindungen. Nach einigen Annäherungen und Anbahnungen führten wir  schließlich ein einstündiges Gespräch mit einem Landespolitiker*, der uns immer wieder versicherte, wie dicht dran er am Thema sei mit der Nachhaltigkeit. Dessen Versicherungen waren gefüllt mit lebensprallen Erinnerungen an die schöne Jugendzeit, in der man selbstverständlich bereits auch schon so getickt habe. Als wir dann gesprächsweise auf die Zielgerade einbogen mit der Frage, was denn mit Unterstützung der Landespolitik konkret möglich sei, da wurde auch der Landespolitiker konkret: „Meine Kollegen bekommen bei dem Wort Nachhaltigkeit Würgreiz.“

Beschließen wir die Exkursionen in die Verfasstheit der Politik – zur Erinnerung: wir berichten ausschließlich von Gesprächen mit Politikern* in Regierungsverantwortung – mit einem Diskurs auf Bundesebene. Im Zuge unserer Arbeit mit Unternehmen wissen wir aus erster Hand, welche Programme diese zur Förderung des Nachhaltigen Wirtschaftens nutzen oder welche Programme für sie in Frage kommen. Hier geht es nicht um Subventionen, es geht schlicht um fachliche Unterstützung im komplexen Dickicht der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Stichworte dazu: Scope 1, 2 und 3 – die Profis wissen, was ich meine.

Eines dieser Programme lief jahrelang super und seit einem Jahr fast nicht mehr, einfach weil die Bundesmittel und das muss man so sagen, brutal zusammengestrichen wurden. Aus acht produktiven Vollzeitstellen wurde über Nacht eine Teilzeitstelle. Seitdem wird das Programm, dessen inhaltliche Durchführung die Unternehmen aus eigener! Tasche bezahlen, nicht mehr nachgefragt. Aus der den Diskurs abschließenden Antwort des Wirtschaftsministeriums: „Wir werden uns weiterhin für die nachhaltige Transformation in der Wirtschaft einsetzen. Wir möchten Anreize zum fossilfreien Wirtschaften setzen und werden uns dafür auch fortlaufend einsetzen.“ Ach ja? Dann wünschen wir uns bitte Butter bei die Fische.

Der Politik auf allen Ebenen sei gesagt: Wir haben in den letzten Jahren sehr viele mittelständische Unternehmen kennengelernt, die sich auf den Weg des nachhaltigen Wirtschaftens begeben und dafür enorme Kraft, Zeit und Geld investieren. Das Einzige, was an allen Ecken und Enden fehlt ist ein konzertierter politischer Wille, einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, die Kräfte der freien Wirtschaft zu koordinieren und zu bündeln und auch ein wenig Geld in die Hand zu nehmen – letztlich zum Wohl unseres Landes (gut, das ist etwas pathetisch aber an dieser Stelle gestattet). Wir befinden uns nach den vielen Gesprächen auf politischer Ebene gleichermaßen ernüchtert und wohlauf. Wir sind frohen Mutes, ihn* irgendwo und irgendwann zu treffen: den Politiker* mit Tatkraft, das nachhaltige Wirtschaften zu befördern.

Unsere geschilderten Erlebnisse sind keinesfalls eine Pauschalkritik in Richtung Politik und Politiker*. Es gibt die Guten, das wissen wir. Es gibt wunderbare Beispiele, dass es miteinander gelingen kann, nachhaltig zu wirtschaften. Viele Gemeinden in Deutschland sind bereits mit intelligenten Lösungen energieautark. Es gibt Unternehmen, die in Regionalverbünden klug miteinander wirtschaften. Deren Ideen und Konzept reichen bis hin zu Maschinenringen und regionalen Wertschöpfungsketten. Es gibt Gemeinden, in denen das bürgerschaftliche Engagement sehr gut funktioniert. Es gibt Regionen, die klug mit ihren Ressourcen umgehen – bis hin zur Nutzung des Gebäudebestandes.

Es sind einfach noch zu viele Politiker*, die aus welchen Motiven heraus auch immer das alte Spiel spielen. Es sind einfach viel zu wenige Politiker*, die sich ins Neue trauen, es sind viel zu wenige, die eine verbindende Idee formulieren und dort konkret wirksam werden, wo sie gestellt sind. Leider ist der Begriff Nachhaltigkeit im politischen Diskurs mittlerweile verbrannt. Die damit verbundenen Konnotationen sind Schuld, Strafe, Verbote, Verzicht, Fremdbestimmung. All das ist grundfalsch und auch Teil des alten Spiels – teile und herrsche. Nachhaltigkeit bedeutet mitmachen, miteinander arbeiten, kluge Lösungen, sachbezogener Diskurs, Verantwortung, Regionalbezug, konkrete Verbesserungen, Wohlstand und Wohlfahrt.

Unser froher Mut speist sich auch aus dem Wissen aus Interviews und Diskussionen mit Menschen aller Couleur, aus Dokumentationen und Befragungen im Rahmen unserer Arbeit, aus der Sozialforschung und belegbaren Fakten des Verbraucherverhaltens aus unserer Marktforschung: Die Gesellschaft ist so weit: Sie will mit weit überwiegender Mehrheit in einem Land leben, das den nachhaltigen Lebensstil befördert – zum Wohle aller. Ihre stärksten Mitstreiter:innen finden sie in verantwortlich handelnden – meist mittelständischen – Unternehmen. Was zu tun bleibt: Wir müssen die Politiker* druckvoll ermuntern, sich hier einzuhaken und in die gleiche Richtung mitzuziehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Dir eine vergnügliche Lektüre des Buches „Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik“. Möge es ein Anstoß sein, gemeinsam bessere Lösungen für ein gedeihliches Miteinander zu finden. Nachhaltigkeit ist wie alles im Leben eine Machtfrage. Wer macht´s?

Ihr

Stefan Theßenvitz

Das Buch gibt es in meinem Webshop als einmalige und limitierte Schmuckauflage: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

*Selbstverständlich beinhaltet das hier verwendete generische Maskulinum die Möglichkeit aller Geschlechter. Gestatten Sie dieses bitte aus Gründen der Anonymisierung. Es genügt völlig, wenn sich die jeweils angesprochenen Personen in den Zitaten wiedererkennen.

KI – Künstliche Intelligenz in der betrieblichen Praxis

Datengestützte Lösungen im betrieblichen Alltag

Mit Data Scientists und Prompt Engineers betreten neue Berufsbilder die Bühne. Sie erarbeiten mit KI-Anwendungen Lösungen für den betrieblichen Alltag. Wie die Namen der Berufsbilder schon sagen, es geht um das Generieren von nützlichen Antworten für den Betrieb – und zwar in bester Güte, kostengünstig, leicht implementierbar und vor allem schnell (prompt).

Von der aufgabenbezogenen Datenverarbeitung hin zur Strong AI

KI = AI – Artificial Intelligence / Künstliche Intelligenz – mittels Computern (aufgabenbezogene Datenverarbeitung) generierte Antworten, Entscheidungen und Lösungen für konkrete, in sich geschlossene Aufgabenstellungen. KI basiert auf dem Maschinenlernen. Programmierer designen, steuern und kontrollieren die Prozesse. Die Lernfähigkeit der KI wird durch den Programmierer determiniert. Die KI ist ausgereift und beherrschbar.

AGI – Artificial General Intelligence / Künstliche übergreifende Intelligenz, auch Full AI – mittels Computern (Datenverarbeitung in neuronalen Netzen) generierte Antworten, Entscheidungen und Lösungen, die menschlichen kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten nachempfunden sind. AGI basiert auf dem Konzept des Deep Learning. Die AGI designen, steuern und kontrollieren die Prozesse selbständig. Die Lernfähigkeit der AGI wird durch die zur Verfügung stehenden Datensätze determiniert. Die AGI ist in einer exponentiellen Entwicklungsphase, deren Beherrschbarkeit wird aktuell als fraglich eingeschätzt.

Strong AI – Zusätzlich zu den Fähigkeiten der AGI bildet die Strong AI menschliche Dispositionen auf der Grundlage von Emotionen und die Fähigkeiten zur Selbsterkenntnis, zur Empathie und Reflexion nach. Strong AI hat ein Bewusstsein von sich und seinen Handlungen. Der Klang der Zukunftsmusik der Strong AI ist deutlich vernehmbar, alles weitere ist Spökenkiekerei.

Romantik trifft Wirklichkeit

Die AGI-Anwendungen, allen voran ChatGPT, werden in atemberaubender Geschwindigkeit besser und damit je nach Sichtweise gefährlicher oder nützlicher. Meine Prognose ist die gleiche wie bei der Einführung des browsergestützten Internets Anfang der 1990er Jahre. Dem Traum, das Menschheitswissen wäre nun für alle Menschen an jedem Ort der Welt frei verfügbar, Wissen und Erkenntnis würden rund um den Erdball geteilt, die Demokratisierung der, die Teilhabe und das Mitwirken an einer besseren Welt würden nun greifbare Wirklichkeit, wich der Erkenntnis: Das Internet hat in seiner ökonomischen Dimension eine enorme schöpferische und zerstörerische Kraft gleichermaßen.

Der große Verstärker

Binnen weniger Jahre dominierten neue Geschäftsmodelle den Markt und nach einer breiten Gründungswelle kristallisierte sich eine Handvoll großer Gewinner heraus. Und das Internet ist ein Verstärker menschlicher Verhaltensstrategien. Die nach Klugheit Strebenden werden klüger, die nach Erregung strebenden werden erregter und vermutlich dümmer, die nach Entspannung strebenden werden fauler und die Schaffensfrohen werden produktiver.

Totale Kontrolle und vollständige Ermächtigung

Ebenso wird es sich mit den Anwendungen der AGI verhalten, nur wesentlich schneller und umwälzender. Je nach kultureller Vereinbarung wird sich die AGI als Fluch und Segen erweisen. Die realistischen Annahmen reichen von der vollständigen Überwachung und Steuerung des Einzelnen bis zur Ermächtigung jedes Einzelnen, sich vollständig loszulösen aus allen sozialen und kulturellen Beschränktheiten und sein persönliches Menschsein kraftvoll autonom zu definieren.

Warum mahnen Sie?

Geoffrey Hinten, der Godfather of KI, hält die Gefahren der AGI für die Menschheit größer als die Gefahren des Klimawandels. Die führenden Köpfe der AGI-Szene erwarten in den kommenden zehn Jahren massivere wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen als in den zurückliegenden 150 Jahren.

Auch die Kraft aus Wasserdampf begann mit einer Vision

Vom Jahr 2023 aus betrachtet blicken wir zurück auf das Jahr 1873, zwei Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs und wir blicken auf die Weltausstellung in Wien und den dort präsentierten technisch ausgereiften Dampfmaschinen. Zehn Jahre voraus geblickt entdecken wir im Jahr 2033 eine Welt, deren Möglichkeiten und Wirklichkeiten sich weit über das bisher bekannte in alle Richtungen ausgedehnt haben wird.

Die Landkarte wird größer

Die Pole werden in alle Richtungen so weit gespannt sein wie nie, in dem deutlich größeren Spielfeld finden wesentlich mehr und vollständig neue Lebenswirklichkeiten ihren Platz. Die neue Welt wird spannungsreicher, gefährlicher und mit enormen Risiken und Chancen gleichermaßen vielfältiger werden. Wir sind im Aufbruch in die terra incognita – in unbekanntes Land.

Die Mahner wollen, dass wir zuhause bleiben

Heute wie damals im 16ten Jahrhundert, als die Welt noch nicht vollständig zuverlässig kartografiert war, zeichnete man Fabelwesen aller Art, vorzugsweise Drachen (hic sunt dracones), in die dem Menschen unbekannten Gebiete – als Warnung und Mahnung, diese Gebiete zu umschiffen. Unbekanntes erzeugt Widerstand und Angst, damals wie heute. Aber das Unbekannte lockt auch und zieht an und mutige Menschen entdeckten immer wieder Neuland, damals wie heute.

Vorwärts immer

Mit den heutigen Methoden und Messverfahren können wir unter Umständen nicht alles Zukünftige erfassen, doch eines wissen wir. Es wird mutige Menschen geben, die diese terra incognita entdecken und gestalten werden und wir wissen, die Menschheit ist zum Fortschritt verdammt, ein Aufhalten und Zurück wird es nicht geben.

Eine Handvoll unbequemer Fragen

Die AGI wird alle Bereiche der menschlich geformten Welt und seiner menschlichen Interaktionen berühren und einem Stresstest unterziehen. Was hat Bestand? Was kann weg? Was kann verändert werden? Was kann neu kombiniert werden? Was wird völlig neu entstehen?

Die neue Verhandlung der Welt

Zur Disposition stehen Staats- und Regierungsformen, gesellschaftliche und kulturelle Vereinbarungen. Zur Verhandlung steht die Rangreihe der Werte und Rechte – insbesondere die des Menschen und seines Umgang mit der Biosphäre. Zur Entscheidung stehen an das zugemessene Maß an Individualität, die tolerierte Lebenspraxis zu Lasten anderer, die Gewichtung überindividueller Normen und Regeln in Bezug zu den Freiheitsrechten. Die AGI findet hierzu bereits heute gute Antworten und Lösungen, deren Umsetzungen allein an der mangelhaften Verfasstheit der Menschheit scheitern.

Der Zug ist bereits über die Weiche der AGI gerollt

Mit Sicherheit greift die AGI tief in die betriebliche Wirklichkeit ein, vieles ist heute bereits Realität und auf breiter Front im Einsatz. Chatbots beantworten Fragen zu Dienstleistungen und Produkten, automatisierte Berechnungen helfen den Kunden, die zu ihnen passenden Dienstleistungen und Produkte zu finden, die Sprach- und Texterkennung hilft bei der  redaktionellen Arbeit. AGI-induzierte Texte, Fotos, Grafiken, Animationen und Videos unterstützen die Marketing- und Vertriebsarbeit.

AGI-gestützte Software optimiert die Logistik und Betriebsorganisation, sie hilft beim Konstruieren, Berechnen und Kalkulieren. AGI-gestützte standardisierte Einstellungsgespräche führen zu vorurteilsfreien, schlüssigen und nachvollziehbaren Entscheidungsvorlagen (sofern der Algorithmus vorurteilsfrei programmiert ist). Die meisten Rechtsfragen sind bei der AGI gut aufgehoben ebenso wie eine optimierte Personalplanung. Diese bei weitem nicht vollständige Aufzählung führt deutlich vor Augen: Das mittlere Management und die Ebene der Sachbearbeiter werden davongefegt werden, die meisten Arbeiten werden AGI-gestützte Systeme verlässlicher, schneller und kostengünstiger erledigen.

Auch in der Medizin wird die AGI zum wertvollen Helfer in der Mustererkennung von Symptomen, Krankheitsbiographien, Datensätzen und Bildern (Röntgen, CT, MRT) für die Anamnese, Diagnose und Therapie. Die AGI wird das Lernen in Schulen und Hochschulen sehr stark verändern. Das anstrengungsfreie Abgreifen des Weltwissens ist bereits Standard.

Humboldt freut sich wie Bolle

Als entscheidend wird sich herausstellen, ob und wie Menschen lernen, kreativ mit der AGI umzugehen für exzellente Lösungen „outside the box“ und vielleicht erlebt das Humboldtsche Ideal des umfassend gebildeten Menschen nach den Jahrzehnten der auf neoliberal optimierten Effizienz getrimmten Fachidioten eine Renaissance. Diese Entwicklung ist auf der Grundlage von vier Beobachtungen nicht gänzlich unwahrscheinlich.

  1. Viele Menschen bilden sich in ihrer Freizeit informell fort – entlang unzähliger erstklassiger Podcasts, Dokumentationen und Wissenssendungen in allen Bereichen der schönen Künste und der Wissenschaft.
  2. Fragen Sie ChatGPT und ChatGPT wird antworten. Ist die Frage einfältig und dumm, dann ist die Antwort einfältig und dumm. Ist die Frage ausdifferenziert, ist die Situation klar beschrieben, ist das gewünschte Ergebnis klar definiert, dann ist die Antwort ausdifferenziert, klar beschrieben und klar definiert. Es ist ganz einfach: Garbage in – Garbage out. Die Qualität des Briefings entscheidet über die Qualität des Ergebnisses.
  3. Das Maß der anwendbaren Allgemeinbildung entscheidet wesentlich über die Qualität der Antwort. Genau das ist die Arbeit eines Prompt Engineers – er stellt kluge Fragen und bezieht viele Perspektiven ein. Damit hilft er der AGI, kluge Antworten zu geben. Viele Stellenangebote für Prompt Engineers begrüßen ausdrücklich geisteswissenschaftlich gebildete Menschen.
  4. Die aktuelle Rechtsprechung in Bezug zu AGI-generierten Ergebnissen schützt nicht das Ergebnis, es schützt die Frage. In der Frage ist die Schöpfungshöhe enthalten, die ein gutes Ergebnis ermöglicht.

Alles ist Veränderung – schon immer

Das Erprobungsfeld der AGI im betrieblichen Einsatz ist riesig. Letztlich entscheidet die Kreativität und das erlaubte Möglichkeitsfeld des Denkens über künftige Einsatzgebiete der AGI. Im Grunde ist es ganz einfach: Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, delegieren Sie wo sinnvoll, befähigen Sie jeden, haben Sie Mut zum Improvisieren und stellen Sie ein gutes Team zusammen. Und dann setzen Sie die Segel in Richtung Terra Incognita. Nur Entdecker werden reich belohnt.

Ahoi! Wir kommen gerne an Bord!

Wir befassen uns seit langem systematisch mit den Möglichkeiten und dem praktischen Einsatz von AGI im Betrieb. Wir sind fest davon überzeugt, dass in der AGI enorme Produktivitätspotenziale wohnen, die Ihrem Betrieb auf dem Weg der Exzellenz große Nutzen stiften. Laden Sie uns gerne ein für Ihr Forschungsfeld AGI im Betrieb.

Ihre

Anja & Stefan Theßenvitz

Wirksames Management in der rasenden VUKA-Welt

Vorrede

Wir werden häufig gebeten, im Rahmen unserer Vorträge und Beratungen Strömungen, Trends und Entwicklungen aufzuzeigen, die Hinweise darauf geben, in welche Richtung sich Deutschland entwickeln wird. Unsere Auftraggeber verfolgen mit diesen Erkenntnissen ein klares Interesse. Gibt es verlässlich vorhersagbare Entwicklungen, auf deren Grundlage langfristige Investitionen getätigt werden können?

Die klassische Szenariotechnik funktioniert nicht mehr

Die klassische Szenariotechnik arbeitet neben Entwicklungskorridoren und einem sich darin öffnenden und im Zeitablauf stets größer werdenden Zukunftsraum – je weiter weg die Prognose, desto unsicherer deren Eintritt – mit Störgrößen. Diese Störgrößen werden als selten und unwahrscheinlich aber möglich angenommen. Auf dieser Grundlage entstehen dann B-und C-Pläne für den Fall des Falles. Seit einigen Jahren wird die Zukunftsplanung mit der klassischen Szenariotechnik immer schwieriger.

Wir haben in unserer Arbeit die Szenariotechnik weiterentwickelt, um einen substanziellen Erkenntniswert als Grundlage bedeutender unternehmerischer Entscheidungen zu generieren. Auf der Grundlage von Megatrends und der Verortung in unserem Trendradar mit den Segmenten Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, Kultur und Verbraucher gelingen in der Zusammenarbeit mit unseren Auftraggebern gemeinsam erarbeitete Szenarien und die Beschreibung denkbarer Zukünfte. Im Rahmen einer revolvierenden Zielplanung werden die denkbaren Zukünfte regelmäßig angepasst. Hier lesen sie mehr. Zukunft selbstbestimmt gestalten | Trendforschung und Szenarioanalyse

Störgrößen sind die neue Normalität

So nach und nach wird klar, woran das liegt und die Erkenntnis ist so einfach wie weitreichend: die Störgrößen werden häufiger und sie werden wahrscheinlicher. Scharfe Brüche, starke Schwankungen und exponentielle Entwicklungen werden normal. Störgrößen sind die neue Normalität.

Bestätigt wird unsere Wahrnehmung von der ehrwürdigen EFQM – der European Foundation for Quality Management, die seit Jahren eine Fortschreibung ihres EFQM-Modells anstrebt und deren Überlegungen stets von der sich rasch wandelnden Wirklichkeit überholt werden.

Der Wandel aus Sicht der EFQM in Stichpunkten

Die Agilität als Managementprinzip gewinnt an Bedeutung. Agilität umfasst die Entwicklung, die Produktion, den Vertrieb, die Kommunikation und die Organisation. Zentral geht es um Beschleunigung und ein hohes Tempo: die Anpassungsfähigkeit aller Unternehmensteile, der Kunde mit seinen individuellen Bedürfnissen und dessen sofortige Befriedigung steht im Zentrum. Unterstützt wird das agile Unternehmen durch ein wertschätzendes Miteinander aller Mitarbeiter, denn Hierarchien erzeugen Reibung.

Die Wettbewerbsfähigkeit – die Competitiveness – wird zur zentralen Maxime der Unternehmen. Der durchdachte Entwurf eleganter Lösungen mit langer Haltbarkeit für das Unternehmen weicht der Maxime des unmittelbar erreichbaren Unternehmens-Erfolgs.

Die Gegenwart als Planungshorizont

Es geht in den Unternehmen darum, jenseits unmöglicher werdenden tragfähiger Zukunftsentwürfe mit langlebigen Zielen und Strategien vollständig in der Gegenwart zu denken und aus ihr heraus kurzfristige Erfolge zu realisieren. Das unternehmerische Denken und Handeln ist komplett auf das Jetzt gerichtet.

Spannen wir die Leine der Erkenntnis etwas höher und betrachten wir ein paar Entwicklungen in den letzten Jahren:

  • Der Brexit und die Folgen
  • Russlands Interessenspolitik
  • Trump und das neue Amerika
  • Der Terror als Alltagsphänomen
  • Die Auswanderung aus der dritten Welt
  • Manipulierte Nachrichten und FakeNews
  • Der Abschied der Türkei von der Moderne
  • Die neue politische Landschaft in Deutschland
  • Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank
  • Die Digitalisierung der Lebenswelt und der Arbeitswelt
  • Die Europamüdigkeit und die Sehnsucht nach Autonomie in den Regionen

Gemeinsam ist all diesen Entwicklungen: niemand hatte sie auf dem Schirm, die Anfänge passierten „unterhalb des Radars“ und wurden nicht ernst genommen, die Entwicklungen verliefen exponentiell, sie wurden rasch „normal“ und keiner hat eine Lösung – außer, die neue Wirklichkeit zu akzeptieren und mit ihr zu leben.

Willkommen in der VUKA-Welt

VUKA bedeutet volatil, unsicher, komplex und ambivalent. Unsere Welt ist volatil – von raschen und starken Schwankungen geprägt. Die nahe Zukunft ist nicht prognostizierbar, die Richtungswechsel erfolgen plötzlich. Das Nichtwissen über die Zusammenhänge – die Komplexität der aufeinander einwirkenden Faktoren und deren Entwicklungsdynamiken – und damit der Risiken wächst und damit wächst die Unsicherheit. Aus allem folgt die Zersplitterung der Wirklichkeit in viele Deutungen. Die Wirklichkeit wird ambivalent.

Neue Antworten auf neue Fragen

Mit den vorstehenden Erkenntnissen kann und darf man sich nicht zufrieden geben. Das größte Problem der Gegenwart entsteht daraus, dass alle bisherigen Planungs-und Steuerungs-Systeme in dem festen Vertrauen auf halbwegs stabile Verhältnisse mit seltenen Störereignissen entwickelt wurden. Nimmt man alte Rezepte, so erhält man alte Antworten – auch auf neue Fragen.

Agilität ist nicht nachhaltig

Wir brauchen also neue Rezepte für neue Antworten auf neue Fragen. Und Agilität allein als Lösung kann es nicht sein. Denn eine beständig schneller laufende Welt frisst alles auf, was lebenswert ist und dem menschlichen Maß entspricht. Und jede Geschwindigkeit erreicht irgendwann ihr Limit. Handeln am Limit ist nicht nachhaltig. Agilität ist nicht nachhaltig. Nachhaltigkeit ist das einzige Wirtschaftsprinzip, das dauerhaft funktioniert.

Betrachten wir die Tatsachen, um gute Lösungen zu finden.

Wirtschaftliche Trends

Die Wirtschaftskraft in Deutschland gründet sich auf hunderttausende mittelständische Betriebe, die ihre Wertschöpfungsvorteile im globalen Wettbewerb durch besser ausgebildete Mitarbeiter, bessere Produkte, eine bessere Infrastruktur, eine stabile Rechtsordnung und eine verlässliche Politik erfolgreich ausspielen.

Die Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen fällt im weltweiten Vergleich immer weiter zurück, die öffentliche Infrastruktur erodiert, die Wertschöpfungsvorteile durch die fehlende Digitalisierung entfallen abseits der Boom-Regionen und großen Städte, die Deutschen altern und werden weniger – und damit auch die Arbeitnehmer und die Konsumenten.

Technische Trends

Der größte Wertschöpfungshebel – die Killerapplikation der globalisierten Wirtschaft – ist die digitale Plattformökonomie. Jede funktionierende digitale Wirtschaft speist sich aus vier Quellen: der Möglichkeit, dem Wissen, dem Können und der Haltung.

Deutschland fehlen flächendeckend die Möglichkeiten, allein weil das Netz fehlt. Häufig genug werden in der Provinz leere Rohre verlegt in der Hoffnung, dass irgendwann das schnelle Internet kommt. Die digitale Performance Deutschlands rangiert weltweit auf den hinteren Plätzen, innerhalb Europas performt Deutschland hinter Bulgarien und Rumänien.

Deutschland fehlt das Wissen um die Möglichkeiten der digitalen Plattformökonomie. Es gibt nicht eine ernsthafte Internetlösung, die aus Europa, geschweige denn aus Deutschland kommt. Keine Suchmaschine, keine Social Media Plattform, keine Wissensplattform von Weltformat.

Deutschland fehlt das Können. Während hierzulande leere Rohre in der Pampa versenkt werden, lernen andere Länder täglich dazu und erweitern ihr Wissen und Können. Und wenn in Deutschland endlich die Leitungen liegen, ist der Wissensvorsprung in den anderen Ländern wieder gewachsen.

Deutschland fehlt die Haltung. Die digital-mental Verfasstheit Deutschlands entspricht der von Weißrussland, Österreich, Bosnien-Herzegowina und Moldawien. Probieren Sie es aus und ziehen Sie das gelbe Google-Männchen über die Google-Maps-Ansicht von Europa. Sehen Sie den großen weißen Fleck? Das ist Deutschland. Deutschland ist digital rückständig – vor allem im Kopf. Es sind viele der heute über 50jährigen männlichen Führungskräfte, die für diese Verfasstheit verantwortlich sind.

Gesellschaftliche Trends

Der demographische Wandel ist abseits der knallvollen Großstädte körperlich spürbar. Die Deutschen werden rasch älter und weniger, das Land blutet dreifach aus: weniger Unternehmen, weniger Arbeitnehmer, weniger Wertschöpfung. Die Wertschöpfung konzentriert sich auf die Städte. Dort wachsen den nicht hochqualifizierten Menschen die Lebenshaltungskosten (Eigentum, Miete, Konsumgüter) über den Kopf und auf das Land kann man nicht ausweichen. Die Gründung einer Familie und die Etablierung eines bürgerlichen Lebensentwurfs in stabilen sozialen Netzen werden für viele Menschen immer schwieriger.

Gleichzeitig manifestiert sich in Deutschland mit 20% Anteil am Gesamt eine dauerhaft abgehängte Unterschicht, die in den kommenden Jahren vor allem in den Städten mit den rasch zuwachsenden Migranten, die entgegen den Erwartungen sehr häufig nicht über das notwendige Bildungsniveau für ökonomische und kulturelle Teilhabe verfügen, um staatliche Transferleistungen und Jobs konkurrieren wird (Hartz IV, bezahlbarer Wohnraum, gering qualifizierte Tätigkeiten auf Abruf).

Politische Trends

In den letzten Jahren wurde die politische Landschaft in Deutschland bunter und vielfältiger. Auch die Wählergunst erweist sich als zunehmend sprunghaft und bis zur Schließung der Wahllokale ist der Ausgang einer Wahl kaum kalkulierbar.

Einer der großen Vorteile Deutschlands war die politische Stabilität. Gleich welcher Partei man sich zugeneigt fühlt – die politische Stabilität war der Mutterboden für kontinuierliches Wachstum unter verlässlichen Bedingungen. Es gilt das Gleiche für den Glauben wie die Ökonomie: beides gedeiht nur in ruhigen Gewässern. Paradebeispiele: Bayern und Baden-Württemberg.

Viele Kommunen arbeiten an Konzepten für den atmenden Haushalt. Damit will man sich vorbereiten auf kaum zu prognostizierende Entwicklungen. Das Ziel: man will die Grundsicherung in unsicheren Zeiten sicherstellen. Der Hintergrund dieser Überlegungen: es stehen große Investitionen an.

  • die Infrastruktur – digitale Netze, Schulen, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Straßen, bezahlbarer Wohnraum
  • exponentiell zunehmende staatliche Transferleistungen für die Grundsicherung rasch wachsender Bevölkerungsgruppen
  • innere Sicherheit (Frühindikatoren: Frauenschutzzelte, GSG 9 in Berlin)
  • jährlich zu erwartende 200.000 Neubürger (vorsichtig geschätzt)
  • das Projekt Europa incl. stark steigender europäischer Verteidigungsausgaben, die durch den wahrscheinlichen Rückzug Amerikas als Weltpolizei notwendig werden
  • der Erhalt des sozialen Friedens und damit der Stabilität des Gemeinwesens

Lösungen für Unternehmen

Anbei ein paar Antworten für Unternehmen aus unserer Sicht. Antworten, mit denen Sie in rasenden Zeiten einen klaren Kopf bewahren, handlungsfähig bleiben und Ihr Unternehmen dauerhaft stabil weiterentwickeln. Die folgenden Antworten ersetzen nicht eine fundierte Unternehmensanalyse und Beratung, doch sie geben Hinweise auf die Richtung.

  • Planen Sie auf Sicht. Investieren Sie in überschaubaren Größenordnungen und in überschaubare Zeiträume. Niemand kann sich gegen Megatrends stemmen (die VUKA-Welt), sie können nur innerhalb dieser ihren eigenen Weg gehen.
  • Wachsen Sie organisch. Vergessen Sie die großen Skalen. Jedes gesunde Unternehmen wächst aus eigener Kraft, Schritt für Schritt.
  • Specken Sie ab – rasch. Alles Überflüssige muss weg. Bauen Sie Entscheidungsstaus ab, erkennen und beseitigen Sie dysfunktionale Managementsysteme, Schaffen Sie Klarheit, Ordnung und Einfachheit.
  • Achten Sie penibel auf Ihren Erfolgsbeitrag. Jeder Mitarbeiter, jede Stunde ist kostbar. Investieren Sie in Innovationen und investieren Sie in Produktivität.
  • Werden Sie unabhängig von Subventionen jeder Art und bauen Sie Schulden ab. So bleiben Sie beweglicher und Sie können freier denken.
  • Verbreitern Sie systematisch die produktive Basis Ihres Unternehmens. Befähigen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, produktiv zu sein. Schaffen Sie Systeme, die Produktivität ermöglichen.
  • Bleiben Sie technisch Up-To-Date und nutzen Sie die Chancen des digitalen Wandels, auf der Produktionsseite ebenso wie auf der Kundenseite – von der digital optimierten Produktion bis zum Online-Shop.
  • Kümmern Sie sich um die Ausbildung Ihrer Mitarbeiter. Nur fachlich solide ausgebildete Mitarbeiter sind produktiv und innovativ.
  • Behalten Sie die Kontrolle über Ihr Unternehmen. Schaffen Sie ein System, das Ihnen klar widerspiegelt, was wo passiert. Und wenn etwas beginnt, schiefzulaufen, dann sehen Sie nach und dann kümmern Sie sich. Sofort.

Sie wollen mehr Antworten? Hier lesen Sie mehr: Die Philosophie der Ökonomie

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz

Die Philosophie der Ökonomie

Die Philosophie der Ökonomie ist die Philosophie dessen, wie es kommen muss. Nehmen wir als Beispiel ein Unternehmen und definieren wir ein paar Rahmendaten:

  1. Der Erfolgsbeitrag des Unternehmens schrumpft seit vielen Jahren beständig – Innovationen, Absatz, Umsatz, Deckungsbeitrag, Gewinn, Produktivität (siehe Beitragsbild).
  2. Es ist dem Unternehmen nicht mehr möglich, bereits erfolgreich entwickelte und funktionsfähige Güter und Dienstleistungen nachzubauen – geschweige denn vernünftig weiterzuentwickeln.
  3. Die produktive Basis des Unternehmens schrumpft beständig. 20% der Mitarbeiter erwirtschaften 80% des Erfolgsbeitrags. Und diese 20% der Mitarbeiter werden immer weniger.
  4. Gleichzeitig erhöht sich der unproduktive Teil der Belegschaft auf 20% – ohne Aussicht darauf, dass dieser Anteil wieder weniger werden wird.
  5. Die technische Infrastruktur des Unternehmens wird relativ zum Wettbewerb rasch älter und erzeugt eine immer größer werdende Produktivitätslücke.
  6. Die Ausbildung der jungen Mitarbeiter rangiert relativ zum Wettbewerb auf Dritte-Welt-Niveau.
  7. Viele neue Mitarbeiter verfügen meist nicht über die grundlegenden Voraussetzungen, produktiv zu arbeiten. Sie verfügen über keine Ausbildung, beherrschen die Sprache nicht und teilen nicht die Unternehmenswerte.
  8. Das Unternehmen leiht sich beständig Geld um die Schulden seiner Partner zu bezahlen – ohne Aussicht darauf, dieses Geld jemals wiederzubekommen.
  9. Das Unternehmen erlebt einen massiven Kontrollverlust – es weiß immer weniger darüber, was in seinem Unternehmen passiert.
  10. Das Unternehmen verzeichnet einen massiven Vertrauensverlust – seine Kunden wenden sich zunehmend ab und entscheiden sich für kleine regionale Anbieter.
  11. Das Unternehmen wendet sich der Lösung externer Probleme zu, die zum einen weit über den eigenen Wirkungsbereich hinausreichen und zum anderen die Möglichkeiten des Unternehmens massiv übersteigen. In Anbetracht der Unmöglichkeit einer Lösung verlegt man sich auf das Skandieren von Parolen. Dafür werden regelmäßig alle Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt.

Würden Sie in so ein Unternehmer investieren? Mit Sicherheit nicht! Übertragen wir obenstehendes Gedankenspiel auf Deutschland und Europa.

  1. Der demographische Wandel führt zu einer massiven Überalterung der Gesellschaft und damit sinkt das Produktivitätspotenzial auf Dauer erheblich (das Beitragsbild stellt die rechte Hälfte der um 90 Grad nach links gedrehten demographischen Entwicklung in Deutschland dar).
  2. Deutschland ist nicht mehr in der Lage, robust funktionierende Flughäfen, Bahnhöfe und Lokomotiven zu bauen, gleichzeitig verrottet die Infrastruktur (Kanäle und Straßen). Auf den Autobahnen herrschen Zustände wie in der zweiten und dritten Welt – kaputte Straßen, endlose LKW-Kolonnen, Staus und damit Vernichtung von Produktivität.
  3. 20% der Bevölkerung in Deutschland erwirtschaften 80% des Steueraufkommens. Diese 20% zahlen die Party und bekommen immer weniger zurück. diese 20% der Bevölkerung werden immer weniger.
  4. Der Anteil der Unterschicht in Deutschland beträgt mittlerweile 20% an der Gesamtbevölkerung – mit steigender Tendenz.
  5. Die Digitalisierung Deutschlands liegt weit hinter der in Bulgarien oder Rumänien. Die digital-mentale Verfasstheit Deutschlands entspricht der von Weißrussland, Bosnien-Herzegowina und Moldawien.
  6. Die Leistungen der Kinder auf deutschen Grundschulen rutschen in den zentralen Bildungsbereichen Lesen, Schreiben, Rechnen auf Dritte-Welt-Niveau ab – eine rasche Wende ist nicht in Sicht.
  7. Die Zuwanderer in Deutschland verfügen entgegen der Hoffnungen in der Regel über keine Ausbildung, sie beherrschen die Landessprache nicht und viele haben große Schwierigkeiten, sich in die Kultur und das Normengefüge zu integrieren.
  8. Die europäische Zentralbank druckt Monat für Monat einen Haufen Geld, um damit z.B. Griechenland stabil zu halten. Dafür erhalten die Länder – z.B. Deutschland – griechische Staatsanleihen, die man gleich zum anschüren verwenden kann; sie sind wertlos.
  9. Die Kernaufgaben eines Landes sind der Schutz der Bürger vor existenziellen Lebensrisiken – Armut, Krankheit, innere Sicherheit (Unversehrtheit) und Schutz vor äußeren Bedrohungen. Der Stand der Dinge: die Altersarmut nimmt zu, die Grenzen sind offen und die Sicherheitslage in der Welt wird immer wackeliger.
  10. Europa und Deutschland verlieren immer mehr Menschen, die sich hier geborgen fühlen und vielfältig nach Autonomie streben. Stichworte: Brexit, Katalonien, Korsika, Südtirol mit den politischen Folgen AfD, Identitäre Bewegungen, Wahre Finnen, Front National etc..
  11. Der Klimawandel und seine Folgen werden starke Auswirkungen auf das menschliche Leben haben. Anstatt in den technischen Fortschritt zu investieren und bessere Lösungen für die Welt zu entwickeln, lässt man ideologischen Strömungen freien Lauf, die den Klimawandel für ihre Zwecke instrumentalisieren. Das Skandieren von Parolen als Teil der schulischen Ausbildung wird als wertvoller Beitrag zur Verbesserung der Situation beklatscht.

Betriebswirtschaftlich betrachtet ist es höchste Zeit zu handeln. Denn jeder Zerfallsprozess kommt zwangsläufig an den Point-Of-No-Return – an den Punkt, ab dem es kein Zurück mehr gibt. Unternehmen sind Organismen und unterliegen natürlichen Prozessen.

Jeder natürliche Prozess verläuft exponentiell – gleich ob Wachstum oder Schrumpfung – das weiß ich aus vielen Betriebsberatungen. Beispiel aus der Praxis: im ersten Jahr fehlt 0,1% Erfolgsbeitrag, niemand macht sich Sorgen. Im zweiten Jahr fehlt 1%, man zuckt mit den Schultern. Im dritten Jahr fehlen 10%, man gründet einen Arbeitskreis. Und im vierten Jahr? Richtig: 100% = Exitus, Aus Äpfel Amen.

Das ist die Essenz der Philosophie der Ökonomie: es kommt, wie es kommen muss. Folgende Lösungen mögen manchem Leser unterkomplex erscheinen, doch in der Natur gilt ein mathematisches Gesetz: die Richtigkeit einer Annahme zeigt sich in ihrer schlichten Schönheit. Der 11-Punkte-Plan für dauerhaftes Wachstum und Erfolg:

  1. Achten Sie penibel auf Ihren Erfolgsbeitrag. Jeder Mitarbeiter, jede Stunde ist kostbar. Investieren Sie in Innovationen und investieren Sie in Produktivität.
  2. Sichern Sie das Wissen in Ihrem Unternehmen. Betreiben Sie Wissensmanagement. Hüten Sie Ihre Erfahrungen wie einen wertvollen Schatz. Dokumentieren Sie gute Lösungen.
  3. Verbreitern Sie systematisch die produktive Basis Ihres Unternehmens. Befähigen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, produktiv zu sein. Schaffen Sie Systeme, die Produktivität ermöglichen.
  4. Treten Sie der Kultur des als nutzlos empfundenen Beitrags zum Erfolg entschieden entgegen. Machen Sie jeden Beitrag für jeden Mitarbeiter unmittelbar wahrnehmbar. Jeder wahrnehmbare Beitrag führt zu mehr Selbstachtung, Würde, Respekt und Anerkennung.
  5. Bleiben Sie technisch Up-To-Date und nutzen Sie die Chancen des digitalen Wandels, auf der Produktionsseite ebenso wie auf der Kundenseite – von der digital optimierten Produktion bis zum Online-Shop.
  6. Kümmern Sie sich um die Ausbildung Ihrer Mitarbeiter. Nur fachlich solide ausgebildete Mitarbeiter sind produktiv und innovativ.
  7. Wenn Sie neue Mitarbeiter einstellen, dann kümmern Sie sich in der ersten Zeit intensiv um diese. Das beliebte „ins kalte Wasser werfen“ hat meist fatale Folgen. Integrieren Sie Ihre neuen Mitarbeiter mit Nachdruck in Ihrem Unternehmen (Integration ist übrigens ein Begriff aus der technischen Chemie. Integration bedeutet Anpassung unter Druck).
  8. Machen Sie keine Schulden. Wachsen Sie organisch. Vergessen Sie die großen Skalen. Jedes gesunde Unternehmen wächst aus eigener Kraft, Schritt für Schritt.
  9. Behalten Sie die Kontrolle über ihr Unternehmen. Schaffen Sie ein System, das Ihnen klar widerspiegelt, was wo passiert. Und wenn etwas beginnt, schiefzulaufen, dann sehen Sie nach und dann kümmern Sie sich. Sofort.
  10. Ein Unternehmen lebt durch das Vertrauen seiner Kunden. Zerstörtes Vertrauen zurückzubekommen, ist nahezu unmöglich. Wesentlich kostengünstiger ist es, dem Kundenvertrauen höchste Priorität einzuräumen.
  11. Konzentrieren Sie sich auf Ihren eigenen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Welt. “Wirke da, wo Gott dich stellt.” Beziehen Sie alle Mitarbeiter in die Verbesserungen ein und sorgen sie dafür, dass der Erfolgsbeitrag Ihres Unternehmens sichtbar und spürbar wird.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz

Das glückliche Atom | Reloaded

Ich bin seit 20 Jahren in Sachen Unternehmensberatung unterwegs und durfte viele Unternehmen und Institutionen von innen kennenlernen. In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Der Blickwinkel auf Unternehmen ist ein anderer. Unternehmen müssen heute neben ihrer Geschäftstätigkeit immer auch nachhaltig sein (dazu gleich mehr), 100% transparent sein, ihre Mitarbeiter optimieren, sich permanent verändern und politischen Forderungen entsprechen, die Gesellschaft zu formen (z.B. Frauenquoten, Cultural Diversity). Dabei hat sich die zentrale Aufgabe von Unternehmen nicht verändert: sie kombinieren Produktionsfaktoren für Produkte und Dienstleistungen und damit generieren sie Wertschöpfung.

Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsprinzip

Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz formulierte 1713 das forstwirtschaftliche Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann. Dieser Gedanke deckt sich mit dem den Grundlagen jeder guten Hauswirtschaft (Ökonomie = die Bewirtschaftung des Hauses | Oikos = das Haus). Plane vernünftig, handle umsichtig, verschwende nichts, lege ausreichende Vorräte an. Nachhaltiges Handeln ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wirtschaftsprinzip. Jede weitere Überformung der Nachhaltigkeit ist Ideologie.

Frage immer, wem es nützt. | Cui Bono?

Die Ursprünge dieser Entwicklung reichen zurück bis in die 1930Jahre, als Elton Majo im Rahmen der Hawthorne-Studien begann, Verfahren zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen im Betrieb zu entwickeln. Die Befragten waren nahezu ausschließlich Frauen, die in Fabriken als Arbeiterinnen beschäftigt waren. Das Ziel war die Stärkung der Verbundenheit mit dem Arbeitgeber (statt mit der Gewerkschaft). Das sog. Human Resource Management nahm hier seinen Anfang, das den Mitarbeiter als etwas dauerhaft zu Entwickelndes begreift.

Weich ist Hart

In den 1970er Jahren untersuchten federführend Tom Peters und Robert H. Waterman jr. viele Unternehmen, um die entscheidenden Faktoren für dauerhaften Erfolg zu finden. In ihrem berühmten Buch „In The Search Of Excellence“ beschrieben sie diese auf der Grundlage des 7-S-Modells, auch das Glückliche Atom genannt. Es besteht aus den harten Faktoren Strategy, Structure, System (das kalte Dreieck) und den weichen Faktoren Skills, Staff, Style, Shared Values (das warme Viereck).

Das große Missverständnis

Der Satz „Weich ist hart“ ist zum geflügelten Wort geworden und damit wurde ein gründliches Missverständnis in die Welt gesetzt. Die Annahme geht davon aus, dass die weichen Faktoren Skills, Staff, Style, Shared Values (Fähigkeiten, Mitarbeiter, Kultur, Leitbild) die eigentlich harten = entscheidenden = Erfolg bringenden seien und aus diesem Grund müsse man ständig damit laborieren.

Herausgekommen ist ein übergriffiges, distanzloses und entwürdigendes Management, das die Menschen zu 360-Grad-Feedbacks zwingt, ihnen für alle Seiten peinliche Mitarbeitergespräche aufnötigt, Jahreszielvereinbarungen aus ihnen herauspresst, pausenlos die Anforderungen nach oben schraubt (der unternehmerisch denkende Mitarbeiter – der, wenn er unternehmerisch begabt wäre, dort gar nicht arbeiten würde), Authentizität einfordert, Ethik und Gesundheit als Pflichtveranstaltungen einführt, die Verweiblichung der Männer und die Vermännlichung der Frauen als richtiges Verhalten anerkennt, eigenbrötlerische Tüftler in Teamcoachings zwingt und begnadete Kommunikatoren in starre Abläufe zwängt. Kurz: der Mitarbeiter wird als dauerhaft defizitär verstanden.

Die Wirkungen sind katastrophal. Der real existierende Arbeitsalltag wird zunehmend infantilisiert, aus Persönlichkeiten werden Performer, die Sinnhaftigkeit des Tuns geht verloren; ebenso wie die Würde, denn diese ist jederzeit antastbar. Je nach geistiger und körperlicher Verfasstheit der Mitarbeiter versuchen diese über die Belastungsgrenze hinaus auch in ihrer Freizeit (an sich) zu arbeiten, manche leiden an Depressionen, immer mehr nehmen Drogen (vorzugsweise Psychopharmaka), viele reichen die innere Kündigung ein oder werden zunehmend mit der schwammigen Diagnose Burn-Out krankgeschrieben.

Die einfache Lösung

Ja, Weich ist Hart, soweit stimme ich zu und hier bin ganz bei Peters und Waterman: „Die weichen Faktoren sind mindestens ebenso wichtig für das Unternehmen wie die harten Faktoren. Denn eine gute Struktur, die den menschlichen Faktor unberücksichtigt lässt, gibt es nicht.“ Und weiter: „Unsere Ergebnisse waren eine angenehme Überraschung. Deutlicher als zu hoffen gewesen wäre, zeigte die Untersuchung, dass die besonders erfolgreichen Unternehmen sich vor allem in einfachen Grundtugenden unternehmerischen Handelns auszeichneten.“ Aha! Die wesentliche Erkenntnis scheint sich nicht rumgesprochen zu haben.

Die einfachen Grundtugenden unternehmerischen Handelns sind: ein Unternehmen sinnvoll aufbauen und dafür eine gute Struktur schaffen, die Vermittlung der Mission (der Unternehmenszweck) und der Strategie (wie setzen wir unsere Kraft ein), reibungsarme Abläufe und robuste Systeme organisieren, Kapital und Betriebsmittel als Treibstoff.

Das sind die harten Faktoren, und wenn diese die `weichen´ sind, dann sind es genau diese Faktoren, die leicht gestaltbar, veränderbar und optimierbar sind. Es macht keinen Sinn, an den Menschen rumzufummeln. Nicht die Menschen sind schlecht (zumindest die meisten), sondern schlechte Systeme begünstigen schlechtes Verhalten.

Die einfachste Lösung für gutes Verhalten sind gute Systeme. Jedes gute System ist am Kunden ausgerichtet. Es sorgt dafür, dass jeder Mitarbeiter einen unmittelbaren Bezug zum Kunden und damit zur Wirkung seiner Arbeit hat.

Unternehmen sind immer gut beraten, ihre Mitarbeiter im positiven Sinne einfach machen zu lassen. Denn nur darum geht es: gute Produkte und Dienstleistungen für die Kunden. Das funktioniert dauerhaft nur, wenn man seine Mitarbeiter anständig bezahlt und ihrem Tun Sinn und Struktur gibt.

Das glückliche Atom | Reloaded

In den letzten Jahren definierte und extrahierte ich vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen in Unternehmen und Institutionen nach und nach neun miteinander zusammenhängende Felder der Unternehmensgestaltung, die von großem Nutzen für die Analyse und Erkenntnis sind.

Die Metaebene | Nicht oder nur mittelbar beinflussbar

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  • Geschichte und Selbstverständnis sind aus der Historie gewachsen
  • Werte und Kultur vermitteln die Art und Weise des Miteinanders

Die harten Faktoren | Nur mittelbar beeinflussbar

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  • Führung und Management trifft Entscheidungen, gestaltet, und prüft
  • Mitarbeiter und Partner arbeiten in den ihnen anvertrauten Bereichen
  • Wissen und Können werden entweder eingekauft oder entstehen im Unternehmen

Die weichen Faktoren | Unmittelbar beeinflussbar

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  • Abläufe und Systeme schaffen Verlässlichkeit im Handeln
  • Mission und Strategie geben die Richtung vor
  • Kapital und Betriebsmittel sind der Treibstoff
  • Aufbau und Struktur sind die Schlüssel für wirksames Handeln

Um im Bild zu bleiben: Aufbau und die Struktur sind der Atomkern. Der Atomkern ist zwar erheblich kleiner als die Atomhülle (die ihn umkreisenden Elektronen = alle anderen Faktoren), er beherbergt aber mehr als 99,9 Prozent der Masse des gesamten Atoms. Der Atomkern bestimmt durch seine Beschaffenheit die Anzahl der Elektronen, die Struktur der Elektronenhülle und damit die chemischen Eigenschaften des Atoms. Wegen der Äquivalenz von Masse und Energie führt die Bildung des Atomkerns zu einem Massendefekt.

Aufbau und Struktur sind die Schlüssel für wirksames Handeln

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Es gibt keinen perfekten Aufbau und keine perfekte Struktur, deshalb gibt es kein perfektes Unternehmen. Wenn wir es geschickt anstellen, arbeitet ein Unternehmen reibungsarm. Und jedes Unternehmen hat chemische Eigenschaften, es verändert die Welt. Ob zum Guten oder Schlechten, das ist immer unsere Entscheidung.

Verwenden wir unsere Kreativität und Energie für den Aufbau und die Struktur eines Unternehmens. Alles andere fügt sich dann mit großer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz

Falsche Rückschlüsse führen zu falschen Erkenntnissen

Menschen wollen die Welt (und sich) als in sich schlüssig, als konsistent begreifen. Aus diesem Reflektionsmuster resultiert unser vierfaches Missverstehen in Bezug auf die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf unsere Gegenwart.

  1. Wir leben in der Illusion, gegenwärtige Ereignisse zu verstehen.
  2. Wir verzerren retrospektiv historische Ereignisse.
  3. Wir überbewerten Sachinformationen.
  4. Wir überbewerten die intellektuelle Elite.

Soweit die Gedanken von Nassim Nicholas Taleb. Und weiter: wir schaffen nachträgliche Erzählungen, um Ereignissen einen plausiblen Grund zu verleihen. Taleb nennt das die narrative Verzerrung. Diese Verzerrung ist gefährlich, denn dadurch entstehen falsche Entscheidungs- und Handlungsmuster.

Unternehmerische Entscheidungen auf Grundlage von narrativen Verzerrungen erinnern an Beschwörungsformeln von Hohepriestern, die ein umfassendes Wissen über Zusammenhänge suggerieren, deren Tiefe und Bedeutung dem Fußvolk in klaren Worten zu vermitteln nicht möglich und deshalb Zeitverschwendung ist. Denn dem Fußvolk mangelt es an Erkenntnisfähigkeit.

Das Fußvolk – die Mitarbeiter – werden mit Parolen abgespeist, an denen sich ihre Schaffensfreude aufrichten soll, im festen Vertrauen auf die Weisheit der Führungskräfte. Diese umgeben sich mit den Insignien der Wissenden, um allzeit ihre herausgehobene Stellung sichtbar zu dokumentieren und Unnahbarkeit zu demonstrieren: Limousinen mit Fahrer, riesige Büros, eine Vielzahl an Assistenten, ein knallvoller Terminkalender, abgeschottete Meetings mit anderen Wissenden, Verkündigungen mit aus rätselhaften Wörtern vollgestopften Sätzen aus einer fremden Sprache (z.B. Denglish) – oder banalste Dreiwortsätze so flach wie Gehsteigpfützen, deren unermessliche Tiefe sich hinter der augenscheinlichen Flachheit nur dem sich darin spiegelnden Sprechenden erschließt.

Ohne eine saubere, sachbezogene und umfassende Analyse muss das Ergebnis jeder Entscheidung und Handlung zufällig sein.

Eine kleine Geschichte: im Gespräch mit dem Geschäftsführer einer großen Umweltschutzeinrichtung mit Tagungs- und Übernachtungsbetrieb berichtete dieser begeistert von den stark steigenden Buchungszahlen seit einigen Monaten, die seit der Gründung des Betriebs ohne Beispiel sei. Seine Erklärung: man hat im zurückliegenden Jahr ein die ganze Region umspannendes Projekt zur Anpflanzung von Heckenrosen durchgeführt, als Landschafts-Schutzmaßnahme und als Aufwertung der touristischen Kulisse. Seine Schlussfolgerung: man müsse also in diesem Jahr wieder ein Projekt dieser Art durchführen, dann würden die Buchungszahlen weiter steigen.

Auf Nachfrage und genauerer Betrachtung ergab sich folgendes Bild: die Umweltschutzeinrichtung bereitete das Heckenrosenprojekt über ein Jahr lang vor, warb in der Region um Verständnis und Mitwirkung, versorgte die Presse mit Informationen, informierte die Bewohner mit Flugblättern, hielt Veranstaltungen in Wirtshäusern und Gemeindezentren ab, gewann viele Ehrenamtliche für die Arbeit und erklärte im Pflanzzeitraum jedem interessierten Anwohner und Touristen sozusagen am Feldrand den Sinn und Zweck der Übung.

Unsere Schlussfolgerung: durch diese Maßnahme wurde die Umweltschutzeinrichtung nach vielen Jahren endlich in der Region bekannt. Vorher kannte kaum jemand die hinter vielen Hügeln versteckte und nur schwer erreichbare Umweltschutzeinrichtung, die bis dato ihr karges Fördermittel-Brot im Kreis der beherzten Vereinsmitglieder in der ansonsten leeren Hütte mümmelte. Die Umweltschutzeinrichtung hat schlicht die Werkzeuge der Öffentlichkeitsarbeit und des Vertriebs bedient, sie hat sich gerührt. Und wir wissen: wenn man sich rührt, dann rührt sich was.

Gefährlich ist auch das abstrakte Denken, mit dem man Wirklichkeit simuliert. Folgende Frage ist sehr beliebt in Arbeitskreisen jeder Art: „Welche Konsequenzen hätte es gehabt, wenn wir dies und jenes getan hätten?“. Wer die Konsequenzen von Ereignissen abwägt, die nicht eingetreten sind, landet in paradoxen Bewertungen und damit im Realitätsverlust. Dieses Denken ergibt keinen Sinn.

Die vier Facetten der Wirklichkeit und ihre Folgen (nach Ibn Yamin,* 1286 in Faryumad bei Sebzevar, † 1368), persischtadschikischer Poet):

  1. Es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Sein Pferd der Weisheit wird den Himmel erreichen.
  2. Es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht wissen. Er schläft schnell ein, so dass man ihn aufwecken muss.
  3. Es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. Sein lahmendes Maultier wird ihn schließlich nach Hause bringen.
  4. Es gibt Dinge, die wir nicht wissen wollen. Er wird auf ewig in seiner Vergessenheit verloren sein.

Gerade der vierte Punkt – es gibt Dinge, die wir nicht wissen wollen – ist außerordentlich gefährlich für Unternehmen. Auf dem Weg zum Wissen durch Analyse und Erkenntnis gibt es keine seriöse Abkürzung. Jede Abkürzung ist Scharlatanerie und Betrug an den Kunden, die dem Unternehmen vertrauen und an den Mitarbeitern, die von ihm abhängig sind.

Mein Appell an Sie: arbeiten Sie an Ihrer Wahrnehmung, behalten Sie die Kontrolle über die Realität und bleiben Sie tatkräftig! Denn diese beiden Punkte stehen fest:

  • Auf lange Sicht bereut man vor allem Dinge, die man in der Vergangenheit nicht getan hat und deren Ausgang man folglich nicht kennt.
  • Im Nachhinein und auf kurze Dauer bereut man besonders solche Dinge, die man in der Vergangenheit getan hat, die aber ungünstig ausgegangen sind.

Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,

Ihr Stefan Theßenvitz