Schlagwort: Selbstbestimmung

Gleichheit in Verschiedenheit

Alle Menschen sind gleich. Jeder Mensch ist einzigartig. Alle Menschen wollen gut leben. Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstbestimmung. Diese Sätze sind so simpel wie wohlfeil und leider ist die Wirklichkeit nicht so. Die Ungleichheit in Deutschland zwischen Männern und Frauen ist Alltag. Frauen leisten erheblich mehr unbezahlte Pflege- und Hausarbeit als Männer. Immer noch arbeiten deutlich weniger Frauen als Männer in Führungspositionen.

In Deutschland erhalten Frauen laut Oxfam nur knapp 80 Prozent der Bruttostundenlöhne im Vergleich zu Männern, Frauen erreichen im Verlauf ihres Lebens 49 Prozent weniger Gesamterwerbseinkommen, ihr Rentenniveau erreicht nur 47 Prozent der Rentenzahlungen an Männer. Es verwundert, warum es in der Lebenspraxis so schwer ist, umstandslos zumindest die Gleichheit bei Löhnen und Gehältern herzustellen. Wo ist das Problem?

Das Ziel 5 der 17 SDG formuliert das Ziel: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen. Doch ich denke, Gleichheit in Verschiedenheit reicht weiter. Eine nachhaltige Gesellschaft braucht die Verschiedenheit der Menschen und ihrer Talente und nur in einem fairen, offenen Austausch entstehen Respekt und Anerkennung für die Fähigkeiten des anderen.

Dazu gehört selbstverständlich eine gerechte, an die Leistung gekoppelte Honorierung. Dazu gehört selbstverständlich eine neue Vereinbarung, den Wert von Arbeit neu zu bemessen. Der Wert von Arbeit bemisst sich in erster Linie am Dienst an der Gemeinschaft, an der Verbesserung der Lebenswirklichkeit der Menschen, am Beitrag zur Wohlfahrt und am Fortschritt. Innerhalb der neuen Vereinbarung müssen zum Beispiel Pflege- und Heilberufe deutlich besser bezahlt werden – weil sie es wert sind. In diese Wertigkeit der Arbeit schließe ich ausdrücklich die Männer und Frauen ein, die mit der Erziehungsleistung ihrer Kinder weit über ihr privates Familienglück hinaus einen beachtlichen Teil für das Wohlergehen der Gesellschaft leisten.

Auch hier sei gefragt: Wo ist das Problem, diese Leistung für die Gemeinschaft anständig zu honorieren? All diese Überlegungen liegen seit Jahren offen auf dem Tisch und es ist müßig, hier in die Tiefe zu gehen. Ändert es einfach, und zwar sofort, denn es ist einfach und es gibt keinen Grund – außer den der Ausbeutung und dem Profit weniger – der eine umstandslose Änderung verhindert.

Wenn Investoren von Kliniken das Gesundheitssystem dominieren und ihr Geschäftszweck ist die Gewinnmaximierung, dann erhalten wir als Ergebnis ein System der Ausbeutung. Wenn jede Klinik an der Präventionsarbeit und am Wohl der Patienten orientiert wäre, dann erhalten wir als Ergebnis ein System des Gemeinwohls. Es ist immer die Vereinbarung, die ein gewünschtes Ergebnis erzeugt.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Nachhaltige Mobilität

Jeder Mensch will mobil sein. Mobilität ist eine Grundbedingung für Selbstbestimmung. Allerdings ist Mobilität auch ein Privileg – zumindest die Art der Fortbewegung. Wer sich kein Auto leisten kann oder will, der fährt eben Fahrrad oder Bahn. Viele Menschen sind heute zur Mobilität gezwungen, einfach weil der Wohnort und der Arbeitsort weit voneinander entfernt liegen oder die Arbeit viele Reisen mit sich bringt.

Bei über 50 Prozent Anteil an privat induzierten Kilometern am gesamten Kilometeraufkommen darf auch über die Kosten der Mobilität vor allem für Dritte nachgedacht werden (Feinstaubbelastung in den Städten, Parkraumbewirtschaftung).

Der Schwerlastverkehr auf den Straßen macht nachdenklich. Kann das nicht auf die Schiene? Kann das nicht auf einen Kanal? Der Billigflugverkehr macht nachdenklich. Gibt es ein Grundrecht auf ein 20 Euro Ticket von München nach Rom?

Nachhaltige Mobilität beginnt bei der Infrastruktur, die ein nachhaltiges Mobilitäts-Verhalten begünstigen. Radwege in den Städten, ein (kostenfreier) öffentlicher Nahverkehr, eine dichte Taktung der Bahnverbindungen, wo es nicht um Spitzengeschwindigkeiten von ICE´s geht, sondern um Prozessgeschwindigkeit – also robust verlässliche Anschlüsse der Züge. Es geht nicht um die Verbindung Berlin – Frankfurt, es geht um die Verbindung Hohentann – Leiblfing.

Zum Thema Nachhaltige Mobilität arbeiten wir mit Ministerien, Verbünden, europäischen Forschungsprojekten und Biosphärenreservaten.