Die Energiewende in Bürgerhand

Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien auf 30 bis 40 Prozent am Bruttoendenergieverbrauch steigen. Dem kühn kalkulierten Unterfangen mag entgegengehalten werden, 40 Prozent erneuerbare Energien sind eben auch 60 Prozent nicht erneuerbare Energien und der Plan funktioniert nur bei vielen Wenns.

Wenn der Primärenergieverbrauch zurückgeht (nicht einkalkuliert ist der steigende Bedarf für die E-Mobilität), wenn der Ausbau mit Windkraftanlagen und Sonnenkollektoren gelingt, wenn Lösungen gefunden werden, den Strom zu speichern, wenn die Kosten für die Energie wettbewerbsfähig sind auch gegenüber dem Atomstrom aus Nachbarländern.

Wenn Deutschland ein wohlhabendes Land mit einer wettbewerbsfähigen Industrie, mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben, einem komfortablen Wohnen und einer leistungsfähigen Infrastruktur für Mobilität bleiben will, dann muss es seine Energie vollständig selbst zu geringen Kosten herstellen und nein, Kernkraft ist keine Lösung. Diese Energie muss vorrangig erneuerbar und immer überall verfügbar sein.

Diese Aufgabe lässt sich lösen mit Innovationen, mit der breiten Nutzung alternativer Energieerzeugungen und mit Investitionen. Auch hier gilt: Der massive Umbau der Energieversorgung wäre natürlich auch ein schönes Konjunkturprogramm, von dem jede Stadt und jede Gemeinde in dem Maße profitieren würde, wie sie sich der Bewegung hin zur nachhaltigen Energieerzeugung anschließen.

Jede Stadt und jede Gemeinde muss vorrangig energieautark aus eigener Kraft werden für Strom und Wärme – zum Beispiel durch Photovoltaik auf jedem Dach, durch Biogas- und Holzhackschnitzelanlagen, durch Heißwasserspeicher, durch Windparks und regionale Energieversorger in Bürgerhand. Ohne einen klaren politischen Willen für die Stärkung der Regionen und die Veränderung der Spielregeln hin zu Energieautarkie wird es nicht funktionieren.

Der Ausbau der Infrastruktur für Mobilität und Energie auf dem Land verbunden mit einem immer und überall verfügbaren schnellen Internet und einem Inwert- und Instandsetzen der Bausubstanz im Bestand würde von den Städten einen großen Druck nehmen. Der Aufbau einer nachhaltig agierenden Gesellschaft wird durch einen konkreten Lebensentwurf in Eigenverantwortung, Eigenleistung und Selbstwirksamkeit erheblich begünstigt und dafür stehen die Chancen auf dem Land sehr gut.

Die Stärkung des Handwerks stärkt die regionale Wirtschaft. Frei wirtschaftende Bauern, die qualitätvolle Produkte für die Region herstellen, stärken die regionale Wirtschaft. In diesem Zusammenhang sind die Subventionen der Europäischen Union der Bauern nach Fläche für billige Lebensmittel ein großes Hemmnis für eine nachhaltige Landwirtschaft. Diese Subventionen sind der Einstieg in den Regelkreis der Wertvernichtung bis hin zu schlechten Löhnen, Gehältern und Zukunftsaussichten für kleine landwirtschaftliche Betriebe. Nachhaltiges Handeln gedeiht nur in Eigenverantwortung und in direkter Rückkoppelung mit den Menschen, die meine Leistungen kaufen.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz