Bezahlbare und saubere Energie sind die Grundvoraussetzung einer wohlhabenden, nachhaltig agierenden Industriegesellschaft, die im weltweiten Wettbewerb attraktiv bleiben will. Das Dilemma entsteht aus dem Wettbewerb mit anderen Ländern, die Energie massiv subventioniert und mit den daraus resultierenden Kostenvorteilen Standortvorteile generiert. Der Energieeinsatz lässt sich vermeiden und reduzieren, wir können die Effizienz – die Energieausbeute steigern und wir können die Methoden der Energiegewinnung ändern, zum Beispiel Strom aus Kohle durch Strom aus Sonnenenergie ersetzen.
Die Vermeidung von Energie ist zwar ein hübscher Gedanke, doch dann bleibt das Licht eben aus, der Herd bleibt kalt, die Bänder stehen still. Eine Renaissance der Handgeräte in privaten Haushalten wäre schön, man bräuchte weniger Strom und Batterien, es würde weniger Strom im Standby verbraucht, das wäre zumindest ein kleiner Beitrag.
Die Reduzierung von Energie ist ein naheliegender Gedanke. Der Kriegswinter 2022/23 in Deutschland hat es gezeigt. Man kann als Bürger ohne weiteres 20 Prozent Energie einsparen ohne Verluste des Wohlstandes und des Wohlbefindens.
Der effiziente Einsatz von Energie – die Erhöhung des Wirkungsgrades – ist eine klassische Ingenieurdisziplin, die für Waschmaschinen, die Lichtausbeute von Leuchtmitteln, für den Antrieb von Autos und Lokomotiven, die Herstellung von Nudeln, den Einsatz von Stanzapparaten und Millionen Maschinen, Apparaten und Vorrichtungen mehr erstklassig ausgereift ist. Jede Verteuerung von Energie kann in diesem Zusammenhang ein Innovationsimpuls genannt werden – wenn alle Akteure nach den gleichen Regeln spielen.
Bleibt noch die Energie aus regenerativen Energiequellen, die gut gespeichert werden kann und stets verlässlich ausreichend zur Verfügung steht. Das Dilemma entsteht aus der Verknüpfung der Bedingungen. Regenerative Energien funktionieren wunderbar, wenn die Sonne scheint, der Wind weht und das Wasser fällt.
Das Szenario einer drohenden Dunkelflaute wird in dem Maße wahrscheinlicher, wie die Elektrifizierung zum Beispiel für die E-Mobilität steigt und anteilig am gesamten Strommix gleichzeitig immer mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugt wird. Stabile Systeme wie die Industrieproduktion brauchen eine stabile Energiezufuhr und wenig Speicher, volatile Systeme wie Privathaushalte brauchen eine rasch anpassbare Stromzufuhr und viel Speicher.
Der Primärenergieverbrauch sank in Deutschland beständig seit vielen Jahren auf 11.750 Petajoule im Jahr 2022. Der Anteil der erneuerbaren Energien hierbei liegt bei knapp 18 Prozent. 88 Prozent der Primärenergie wurde im Jahr 2022 durch Stein- und Braunkohle, Mineralöl und Kernkraft erzeugt.
Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/
© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz