Schlagwort: Verfasstheit

Der König ist nackt, die COP bringen nichts

Das Wissen um den Beitrag des Menschen zur Klimaveränderung ist seit 1979 weltweit bekannt ebenso wie die dort benannten zentralen Faktoren – Verbrennung fossiler Energieträger und Waldbestand – und im gleichen Zeitraum haben sich beide Entwicklungen massiv verstärkt. Vielleicht muss ein Kind die Wahrheit aussprechen: Der König ist nackt, die COP bringen nichts. Die vielen hunderttausend Menschen, die abermillionen Stunden des Nachdenkens über eine gute Welt für alle Menschen haben nichts bewirkt.

Zu unterschiedlich sind die Interessen der Staaten, sie reichen von dem existenziellen Wunsch, nicht Landunter zu gehen bis hin zum Wohlstandsversprechen für ihre Bürger nach westlichem Vorbild.

Die Friktionen im Ringen um das gemeinsame Ziel einer guten Welt für alle Menschen vertiefen sich entlang neuer Gräben. Der Russlandfeldzug, der Krieg in Israel bzw. im Gazastreifen und die anhaltende ungesteuerte Migration nach Europa offenbaren weltweit massive Unterschiede in der Vorstellung einer guten Welt. In diesem Zusammenhang gewinnen national orientierte, konservative – manche sprechen von populistischen Vorstellungen – massiv an Gewicht. Die Parole „My Country First“ gewinnt weltweit innerhalb demokratisch verfasster Staaten an Zuspruch, ganz zu schweigen von den nicht lupenreinen Demokratien, den Fassadendemokratien und den unverhohlen totalitären Regimen.

Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken. Die COP sind ein gutgemeinter Irrweg. Das Thema ist zu komplex. Die Interessen sind zu widersprüchlich. Multilateralismus – alle an einen Tisch – ist ein Irrtum. Auch das klare Wort gegenüber dem Konferenzpräsidenten Sultan Ahmed Al Jaber, Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien und CEO der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate dürfte diplomatischen Regeln folgend nur höchst verklausuliert seinen Weg an seinem Ohr vorbeifinden.

Die missliche Situation zwingt uns zu einigen unter Umständen schmerzlichen Erkenntnissen. Jeder Staat muss bei sich selbst anfangen, jede Lösung für eine nachhaltige Weltordnung beginnt vor Ort und sie muss immer konkret sein. Wenn schon Abkommen und Partnerschaften, dann nur mit denen, die die gleichen Ziele und Werte vertreten. Es braucht eine neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Vereinbarung, die über Reparaturmaßnahmen hinausreicht.

Es braucht das Neue als Sehnsuchtsort für ein konkret besseres Leben der Menschen. Es braucht die Anerkenntnis, dass nicht alle Folgen der klimatischen Veränderungen aufzuhalten sind und damit verbunden massive Investitionen in Resilienz, in die Widerstandskraft der Staaten. Deutschland als drittgrößte Industrienation der Welt darf sich nicht kleiner machen als es ist. Deutschland darf nicht mehr in Handlungsfeldern agieren, die nachweislich über Jahrzehnte erfolglos waren. Deutschland braucht den Mut, aus eigener Kraft einen neuen Sehnsuchtsort zu schaffen. Deutschland braucht den Mut, einen eigenen Weg innerhalb seiner kulturellen Verfasstheit zu gehen.

Unser mögliches Vorbild mag höchstens dazu dienen, andere Länder zu ermutigen, ihren eigenen Weg innerhalb ihrer eigenen kulturellen Verfasstheit zu finden. Es geht ausdrücklich nicht darum, das Deutsche Wesen höher zu stellen als andere oder es als Genesung der Welt anzuempfehlen – das war, ist und wird immer ein Irrtum sein. Deutschland braucht auch die Erkenntnis in Demut, die Welt nicht retten zu können.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Eine neue Ordnung für die Gesellschaft und Politik

Es ist an der Zeit, neu zu denken. Hinterfragen wir konstruktiv kritisch die bestehende Ordnung in Gesellschaft und Politik in ihrer Gesamtheit und benennen diejenigen Faktoren klar als Problem, die eine nachhaltig verfasste Welt verhindern. Dem Mut, alles zu hinterfragen folgt die Selbstermächtigung: ein neues Primat für unser Zusammenwirken in Gesellschaft und Politik und daraus folgen die konkreten Ziele. Nachhaltigkeit muss das oberste Ziel sein, denn ohne Nachhaltigkeit ist auf Dauer alles nichts.

Das oberste Ziel der Nachhaltigkeit verbinden wir mit dem Gemeinsinn. Die bestehenden Machtgefüge in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft handeln nach der Prämisse: teile und herrsche – divide et impera.

Je kleiner die Gruppen sind, desto besser sind sie lenk- und manipulierbar. Denn desto mehr Kraft verschwenden die Kleingruppen im Kleinklein ihrer Händel, desto mehr Energie richten sie auf das Gegeneinander.

Miteinander verbundene Menschen, die ein großes gemeinsames Interesse verfolgen, lassen sich schwer auseinanderdividieren. Die Losung muss sein: Füge zusammen, was zusammengehört. Und vermutlich auch: Mach kaputt, was Dich kaputtmacht.

Wechselseitige Schuldzuweisungen müssen aufhören. Schuldzuweisungen führen zu Spaltungen. Hier der Klimasünder mit dem SUV, dort die Klimasau mit dem Wellness-Urlaub, hier der Klimaterrorist mit dem Sekundenkleber, dort die Klimaleugnerin mit dem Dosenbier. Schuldzuweisungen bringen nichts. Auch die gegenseitigen Beschimpfungen müssen aufhören. Hier die verweichlichte Hafermilchtruppe, dort die hart malochenden Boomer, hier die erzieherische Wokeness, dort das übergriffige Mansplaining – das alles bringt uns Menschen schlicht nicht weiter.

Ebenso wenig bringt uns die Flucht je nach emotionaler und intellektueller Verfasstheit in Verschwörungsphantasien, Weltrettungskuren und Hassideologien weiter ebenso wie schauderfrohe Träume von harten führenden Händen gütig gestrenger Monarchen oder von Potentaten, die mit ihren knüppelbewehrten Pfoten gerne auf widerborstige Schädel eindreschen. Diktaturen gleich welcher Art haben für die Mehrheit der Menschen nie etwas Gutes bewirkt. Dazu zählen auch alle Religionen mit Alleinvertretungsanspruch ihrer jeweiligen Gottheit.

Wenn wir eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch ins Werk setzen wollen, dann gelingt das nur auf der Grundlage einer offenen und demokratisch verfassten Gesellschaft mit Gewaltenteilung.

Und es gelingt nur, wenn wir alles hinterfragen und ein neues Primat unseres Zusammenwirkens in Gesellschaft und Politik an die Spitze unseres Denkens und Tuns setzen – das Prinzip der Nachhaltigkeit. So ergibt das Neue Sinn.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Unverhandelbare Grundsätze

Grundgesetz

Demokratische Verfasstheit

Gewaltenteilung

Rechtsstaatlichkeit

Pressefreiheit

Offene Gesellschaft

Verbindliche kulturelle Vereinbarungen

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz

Wehrhafte Demokratie

Die Prämissen, die handlungseinschränkenden unverhandelbaren Grundbedingungen aller Überlegungen für eine nachhaltig agierende Gesellschaft sind das Grundgesetz, die demokratische Verfasstheit des Staates, die Gewaltenteilung, die Rechtsstaatlichkeit, die Pressefreiheit, eine offene Gesellschaft und verbindliche kulturelle Vereinbarungen. Diese Prämissen sind die Grundbedingungen für Gemeinsinn, Fortschritt und Wohlstand – sozial, ökologisch und ökonomisch.

Jede Form von Ideologie oder autoritäre Systeme gleich welcher Art, auch über der demokratischen Verfasstheit Deutschlands stehende Institutionen sind ein Irrtum auf dem Weg in eine vom Volk getragene nachhaltige Gesellschaft. Eine offene Gesellschaft muss sich wirksam gegen alle Kräfte schützen, die innerhalb dieser deren Offenheit nutzend autokratische Systeme errichten wollen, um die offene Gesellschaft zu zerstören. Das gilt gleichermaßen für linksradikale wie rechtsradikale Gruppen – von Extinction Rebellion bis zu den Reichsbürgern – und den politischen Islam, der den Gottesstaat auf Grundlage der Scharia errichten will.

In diesen Kreisen wird oft von der Überwindung der Demokratie gesprochen, als ob die Demokratie nur eine Etappe zu einer nächst besseren Staatsform wäre. Autokratische Systeme sind es bestimmt nicht, denn sie verhindern und bekämpfen Offenheit. Deshalb muss die Demokratie sich vor diesen Entwicklungen schützen und diese bekämpfen und genau hier finden wir das Paradoxon. Eine wehrhafte Demokratie ist Teil einer offenen Gesellschaft.

Auszug aus dem Buch: Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Politik | Perspektiven, Spielregeln und Lösungen für eine lebenswerte Zukunft der Spezies Mensch im schönsten Land der Welt – in Deutschland, Stefan Theßenvitz, 248 Seiten, 38 Euro. Im Webshop erhältlich: https://shop.thessenvitz.de/produkt/nachhaltigkeit-in-gesellschaft-und-politik/

© Abbildung erzeugt mit Hilfe von OpenAI, 2024, Stefan Theßenvitz