Der Social-Media-Dienst Facebook ist einer der wichtigsten Informations- und Kommunikationskanäle – nahezu weltweit. Grund genug, sich Facebook aus der unternehmerischen Perspektive genauer anzusehen.
Zu Beginn ein paar Daten für das Jahr 2016
Welt
1,7 Milliarden Menschen nutzen Facebook, davon über eine Milliarde Menschen täglich. 1,4 Milliarden Menschen nutzen Facebook auch online, über 800 Millionen ausschließlich mit ihrem Smartphone.
Deutschland
In Deutschland nutzen 28 Millionen Menschen Facebook (das ist ein gutes Drittel der Bevölkerung!) davon 24 Millionen mobil. 21 Millionen nutzen Facebook täglich, davon 19 Millionen mobil.
Altersverteilung Deutschland
Die jüngeren Menschen von 13 bis 34 Jahre sind mit 65% vertreten, die älteren ab 35 Jahren mit 35%. Noch ist die Hauptgruppe der Facebook-Nutzer jünger als 35 Jahre, der Anteil der älteren Facebook-Nutzer steigt kontinuierlich. Das bedeutet nicht, dass die jüngeren Menschen Facebook in Scharen davonlaufen. Das Altersverhältnis der Facebook-Nutzer normalisiert sich entlang der alternden Gesellschaft.
Zwischenfazit
Facebook wächst durch immer mehr Nutzer. Das Angebot wird immer stärker (ausschließlich) mobil in Anspruch genommen. Auf mittlere Sicht werden Menschen ab 50 Jahren die stärkste Zielgruppe für Facebook sein. Damit wird deutlich: Facebook ist lebendiger als je zuvor, es wächst entlang der soziodemographischen Entwicklung.
Typologie der Facebook-Nutzer
Unsere qualitativen Beobachtungen und Analysen geben wertvolle Hinweise für die Arbeit mit Facebook-Zielgruppen. Wir gliedern die Facebook-Nutzer in vier Segmente. Innerhalb der Segmente definieren wir jeweils zwei typische Nutzergruppen. Selbstverständlich gibt es auch Mischformen und Untergruppen, doch für die Erkenntnisgewinnung ist ein grober Strich hilfreicher.
MY-WORLD
Die ICH & ICH und meine Welt-Gruppe liebt die Selbstinszenierung. Vor einer Sehenswürdigkeit, im Urlaub, beim Shoppen, beim Essen, mit Promis …. Fast immer ist das eigene Gesicht im Zentrum des Bildes (oder Gesicht eines berühmten Menschen mit dem eigenen), die Gefühle sind groß, das Erlebnis ist umwerfend, der Moment atemberaubend.
Erkenntnisse für unsere Arbeit: diese Gruppe liebt die Inszenierung und die Erregung, ihre Welt ist ihre Bühne. Diese Gruppe hat meist ein positives Selbstbild von sich und liebt das Bunte, Laute, Plakative, Überschäumende.
Die Nahraum-Abenteurer lassen uns teilhaben an ihrer persönlichen Welt. Das Abenteuer finden Sie in vielen Details: der Nachwuchs auf dem Topf, die Katze auf dem Sofa, der geschmückte Weihnachtsbaum, Eisblumen am Fenster, Sonnenuntergänge, das Obst im Garten, die Wurst auf dem Grill …. das ganz normale Leben steht im Zentrum mit all seinen wunderbaren Augenblicken.
Erkenntnisse für unser Arbeit: diese Gruppe liebt die Beschaulichkeit und den wachen Blick auf das leicht zu Übersehende. Der Umgang ist achtsam und sensibel, die Gefühle sind fein. Diese Gruppe spendet auch gerne Trost und zeigt sich bei Unbillen des Lebens (Fahrradpanne, Regenguss etc.) solidarisch mit ihren Facebook-Freunden.
PROFESSIONAL-WORLD
Die Berichterstatter berichten von ihrem Berufsalltag (der häufig mit Reisen und Begegnungen verbunden ist), sie berichten von Seminaren, sie empfehlen Bücher und Software, sie verraten Kniffe und Tricks, sie lassen uns an ihren Erfolgen teilhaben (Misserfolge eher selten) … der Beruf bzw. die Aufgabe steht im Mittelpunkt.
Erkenntnisse für unsere Arbeit: die Berichterstatter geben und nehmen gerne konkrete Inhalte. Die Lösung steht im Vordergrund, das gemeinsame Knobeln an einer Lösung ist der halbe Spaß.
Die Facts and Figures sind sehr stark auf ihr Fachgebiet fokussiert. Ihre Nachrichten sind fundiert. Facebook nutzen sie für ihre Sache, alles andere wird konsequent ausgeblendet, weil Zeitverschwendung. Diese Gruppe sendet lieber als sie empfängt. Erstklassigen Inhalten gegenüber sind sie aufgeschlossen.
Erkenntnisse für unsere Arbeit: die Facts and Figures sind konzentriert bei der Sache und haben meist ihren Ablenkungsimpuls im Griff. Sie wählen sich bewusst ihre Absender aus und abonnieren Nachrichten nur nach sorgfältiger Abwägung.
EDUCATION-WORLD
Die Gruppe der Mit Weisheit Übervollen teilt vorzugsweise Sinnsprüche und Lebensweisheiten (gerne auch ungefragt auf die Accounts ihrer Facebook-Freunde). Der endlose Strom der Beiträge speist sich aus den Zuflüssen Liebe, Verzeihung, Partnerschaft, Weltfrieden, Versöhnung, Mitleid, spirituelles Wachstum u.v.m. in der Art.
Erkenntnisse für unsere Arbeit: diese Gruppe liebt das Ideale, (das nicht selten) im (krassen) Widerspruch zu ihrer Lebenswirklichkeit steht. Wichtig sind ihnen einprägsame Botschaften, die garniert sind mit weichgezeichneten Fotos, Slow-Motion-Videos und meditativer Musik.
Die Erzieher, Mahner und Bewerter sind hier zusammengefasst in einer Gruppe, weil die Intention ihrer Botschaften ähnlich ist. Sie wollen aufrütteln, zur Umkehr aufrufen (z.B.: „esst kein Fleisch“ „warum die XY-Partei so verlogen ist“) wissen um ihr normativ richtiges Verhalten und teilen vorzugsweise Inhalte aus Quellen mit einem geschlossenen Weltbild. Für diese Gruppe besteht die Welt aus zwei Polen: das perfekte Gute und das perfekte Böse, das Richtige und das Falsche. Gerade das Falsche muss man anprangern und mit der eigenen (einzig) richtigen Bewertung posten. Gerne wird auch Facebook-Freunden mit der Kündigung der Freundschaft gedroht, sollten sie anderer Meinung sein („Wer die XY-Partei gut findet, kann nicht länger mein Freund sein“)
Erkenntnisse für unsere Arbeit: auch diese Gruppe liebt das Ideale. Das Ideale scheitert an den Verhältnissen, die es ohne großen Kraftaufwand zu beseitigen gilt. Also wird geteilt und kommentiert, bis die Tastatur versagt.
OBSERVER-WORLD
Die Besorgten vermitteln uns mit ihren Posts – meist geteilte Inhalte – ihre weltumspannenden Kümmernisse. Der Hunger in Afrika, die von Windrädern zerhackten Vögel, die ins Land flutenden Flüchtlinge, das Ende des Erdöls, der Bildungsnotstand in Deutschland … kein Thema ist groß genug, keine Befürchtung ist zu übermächtig. Der Besorgte vermutet ihm zugeschriebene Autorität, die ihn ermächtigt, ja sogar verpflichtet, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen.
Erkenntnisse für unsere Arbeit: Die Besorgten lieben Botschaften von Autoritäten (Qualitätspresse, bekannte Wissenschaftler, Nobelpreisträger usw.). Das Thema muss vielschichtig sein, gut sind Schuldzuweisungen an eine bestimmte Gruppe (z.B. die Politiker, die Manager, der reiche Westen).
Die Beobachter stehen über den Dingen und klären auf. Ihre unverzichtbare Rolle sehen sie darin, alles zu einem bestimmten Thema zu sammeln und ihren Facebook-Account zu moderieren. Vorzugsweise kommentieren sie Kommentare. Sie wägen ab, zeigen Denkfehler auf und bringen neue Fakten ins Spiel. Das Thema muss abstrakt, komplex und mit einfachen Mitteln nicht lösbar sein (Spaltung der Gesellschaft, Klimawandel, Integration).
Erkenntnisse für unsere Arbeit: Die Beobachter lieben Fakten, Zeitreihen, differenzierte Statements, kluge Sätze. Die Inhalte müssen gut aufbereitet sein und dem Beobachter die Möglichkeit an die Hand geben, die Dinge so oder so zu akzentuieren.
Was bedeutet das für die Arbeit Ihres Unternehmens mit Facebook, was bedeutet es für Ihr Marketing, Ihre Öffentlichkeitsarbeit und Ihren Vertrieb?
Facebook ist eine perfekte Marketingmaschine. Wir befassen uns intensiv für Auftraggeber unseres Hauses mit Facebook. Es ist sagenhaft, was diese Riesenmaschine alles kann. Z.B.: Zielgruppen identifizieren, Kampagnen fahren, Call to Actions definieren. Und man kann wirklich alles messen und gezielt besser werden!
Grundregeln für einen Facebook-Account
- Facebook wird von Menschen genutzt. Diese Menschen haben unterschiedliche Wünsche, Bedürfnisse, Anliegen und Nutzenerwartungen an Facebook. Nur wer sich darauf einstellt, wird mit Facebook erfolgreich sein.
- Wenn man was von Facebook will (Fans, Follower, Kunden, Relevanz, Umsatz etc.), dann muss man das professionell angehen und gezielt gestalten.
- Relevante Inhalte sind selbst generierte Inhalte: Texte, Fotos, Videos, Interviews, Fallstudien, Fachbeiträge, Beispiele etc.
- Geteilte Inhalte sind professionell betrachtet Unsinn, das sollte ein sehr seltener Fall sein (z.B. Fachbeiträge, die mit Ihrem Geschäft und Ihren Anliegen zusammenhängen).
- Für einen Firmen-Account bei Facebook muss man sich über die Positionierung Gedanken machen. Z.B.: Was wollen wir wem vermitteln? Wofür stehen wir? Warum macht es für einen Facebook-Nutzer Sinn, unseren Firmen-Account zu abonnieren? Wo ist unser Mehrwert? – Warum sollen die Nutzer ihre Zeit bei uns investieren?
- Für einen Facebook-Account braucht man Ressourcen (das unterschätzen die meisten). Nur ein kontinuierlich gepflegter Facebook-Account macht Sinn. Jeder Inhalt muss professionell sein: gute Fotos, gute Videos, gute Texte
- Hände weg vom Smartphone und spontanen Fotos und Filmchen. Hände weg von Betriebsfeiern, Urlaubsfotos etc.
- Hinter jedem Firmen-Account steht ein privater Account. Der Privat-Account ist die Grundlage, einen Firmen-Account zu administrieren. Über den Privat-Account können Sie Ihre Freunde als Fans für den Firmen-Account gewinnen. Dieses organische Wachstum der Fangemeinde ist für viele KMU ein sehr guter Weg.
- Der Privat-Account korrespondiert sehr stark mit dem Firmen-Account. Das wird häufig unterschätzt. Es ist also auch wichtig, darüber nachzudenken, wie sie sich als Privatperson auf Facebook präsentieren (z.B. Trinklieder im Urlaub, allzu knappe Klamotten … alles schon erlebt). Facebook und Privat geht nicht zusammen. Auf Facebook ist jeder Mensch eine öffentliche Person. Alles ist öffentlich (zumindest für computerbegabte Menschen) und alles ist indizierbar.
Der Firmen-Account bei Facebook korrespondiert natürlich mit der Website Ihres Unternehmens. Über Share-Buttons auf Ihrer Website können Sie sehr schnell Inhalte multiplizieren – nicht nur auf Facebook, auch auf Google+, Instagram, Pinterest, Twitter, Linkedin, Xing etc..
Facebook kann eine hervorragende Ergänzung sein für Ihre Unternehmenskommunikation: für das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit und den Vertrieb.
Herzlich willkommen im Club der klaren Denker und kraftvollen Macher,
Ihr Stefan Theßenvitz